Prince :: N.E.W.S.

Vier lange Instrumentals zwischen Ambition und Langeweile

Dass man bei Prince bzw. Symbol zwischen Haupt- und Nebenwerk unterscheiden konnte, ist schon eine lange Weile her. Seit der kleine Mann aus Minneapolis seine musikgeschäftliche Freiheit mit viel Blut und Tränen zurückkaufte und sich anschließend wieder beim Namen rufen ließ, folgt die Diskografie Gesetzen, die nur dem Künstler selbst erschlossen sind, und so sehr man sich klare Linien und eine etwas weniger kryptische Veröffentlichungspolitik wünscht: Der Prince, der macht, was er will und lässt sich nicht mehr versklaven.

Das zumal nicht auf dem neuen Album „News“: Vier jeweils 14 Minuten lange Instrumentals, die Prince mit den Jazz-Könnern John Blackwell, Ronda Smith, Renato Nato und Eric Leeds daheim im Paisley Park aufnahm, sollen die vier Himmelsrichtungen musikalisch illustrieren die Rede ist von globalen Spannungsverhältnissen und der Einheit des Unterschiedlichen, und mit entsprechender Ambition wirft sich das Quintett in lose organisierte Jams zwischen dezentem Jazz-Vibe, eher altbackenem Fusion-Funk und geleg entlicher Lautmalerei. Am Schönsten gerät „East“: Seltsam gebogene Blasinstrumente schweben über wabernden Keyboardflächen wie der Geist Gottes über den Wassern, bis plötzlich Princes mies verzerrte Gitarre ein düsteres Prog-Rock-Interlude einläutet, das auch Robert Fripp hätte einfallen können. Der Rest, ganz ehrlich, ist ziemlich langweilig und leidet an der Unvermittelbarkeit technisch reproduzierter Jamsessions, die allzu oft nur den Akteuren selbst gefallen.

Wenn Prince diese Platte nun mit „New Directions In Music“ unterschreibt und wenn so hehr und vieltönig musiziert wird, dann wird man an Miles Davis denken und an Herbie Hancock, der mit den Herren Brecker und Hangrove einst eine Platte mit fast identischem Titel aufnahm. Und man wird erkennen, dass auch Prince sich bestimmt ein bisschen größer denken möchte und den Sex and Religion-Funk des bisherigen Werks hinter sich lassen wird. In diesem Sinne wäre J^ews“ eine Platte des Übergangs, ein Grenzpfahl und eine Positionsbestimmung. Aber wer solches denkt, macht seine Rechnung wohl ohne den Wirt.

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