Procol Harum – All This And More…

Im selben Jahr gegründet wie Fairport Convention, gibt es von Procol Hamm fast so viele verschiedene Besetzungen wie von den immer noch aktiven Folk-Rockern, nämlich 23 – sagt zumindest der in den Liner Notes abgedruckte Familienstammbaum, der alle Umbesetzungen aus vier Jahrzehnten dokumentiert. Patrick Humphries hat offenbar immer den großen Durchblick behalten, und darum kann er hier noch viele Anekdoten mehr zur Geschichte der Band beisteuern, als ohnehin in den üppig dokumentierten Remaster-Ausgaben der einzelnen CDs zu finden sind. Wobei „All This And More…“ ein etwas merkwürdiges Hybrid ist, nämlich zum einem eine große Singles-Nachlese und danach auf CD 3 und einer DVD ein Kompendium eher rarer Live-Mitschnitte aus den Jahren 1969 bis 2007- Die Singles komplett, also A- und B-Seiten, die Konzertauftritte in einer historisch sehr bunten und verwirrenden, aber auch amüsanten Mischung.

Alles begann bekanntlich mit zwei Hits – „A Whiter Shade of Pale“ und „Homburg“ -, die man auf der Debüt-LP nicht unterbringen wollte. Weshalb die dann im eigenen Land ein so gnadenloser Flop wurde, dass die Band ihr Heil jenseits des großen Teichs suchte. Auch das Folge-Werk „Shine On Brightly“ taucht im britischen Guinness World Records-Almanach nirgends auf. Aber weil der Single-Hit zu der Zeit und auch Jahre später noch als das Maß der Dinge galt, ließen Brooker, Reid & Co. nicht von der Vorstellung ab, ihre Songs irgendwie auch weiter auf Single-Länge eindampfen zu müssen, um im Pop-Gewerbe weiter erfolgreich zu bleiben. Sie wollten nicht wahrhaben, dass sie eigentlich gar keine Singles-Band waren. Dass „Repent Walpurgis“ nicht unbedingt ideales Hitparaden-Futter war. Und die „In Held ‚Twas In I“-Suite schon gar nicht. Kurios ist dann allerdings doch, dass hier ausgerechnet „Conquistador“ in der Live-Version fehlt, die Procol Harum 1972 in die Top 20 der amerikanischen Single-Hitparade katapultierte.

Vom Auftritt in der Hollywood Bowl 1973 mit den L.A.-Philharmonikern gibt es einen komplett erhaltenen Mitschnitt: Zwei Kostproben davon („Broken Barricades“ und „TV Ceasar/Rule Britannia“) findet man auf der dritten CD, beide in besserer Aufzeichnung als das Gastspiel beim Isle Of Wight-Festival von 1970 (hier das bluesige „Juicy John Pink“ ausgewählt). Zumindest gehobene Bootleg-Qualität bietet das bei einem Festival in Italien 2007 mitgeschnittene „Whiskev Train“. Von State of the art kann, was Bild und Ton angeht, auch bei den Videos der DVD keine Rede sein.

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