Public Enemies :: Start: 6.8.

Sie wurden als Staatsfeinde gejagt und als Volkshelden im Amerika der Großen Depression gefeiert: Während es Arthur Penn 1967 mit „Bonnie und Clyde“ gelang, ein Gangsterpärchen zu Ikonen der Ausgebeuteten zu stilisieren, misslang dies John Milius mit „Jagd auf Dillinger“ (1973), bei dem es um einen nicht minder brutalen Bankräuber ging. Michael Mann hätte es schaffen können – mit Johnny Depp in der Rolle jenes Mannes, den das FBI 1933 zum ersten public enemy no. 1 ausgerufen hatte. Doch er wollte oder konnte es nicht. Mit kalter Präzision schildert Mann sowohl die Überfälle und Ausbrüche von Dillinger, den Depp trotz einiger humoriger Sätze stets schmallippig und stoisch darstellt, als auch die Methoden des FBI-Agenten Purvis, den Christian Bale in eleganten Anzügen mit gewohnt verkniffener Miene spielt. Und Dillingers Liebe zu Billie (Marion Cotillard) räumt Mann zwar ausreichend Platz ein, doch das bringt die Story letztendlich aus dem Rhythmus.

Trotzdem gibt es natürlich große und virtuos gefilmte Momente. Etwa eine gespenstische Schießerei bei Nacht zwischen FBI und Dillingers Bande. Oder die fast sakrale Szene, in der er lässig durchs Büro seiner Häscher schlendert und ihn niemand erkennt. Und vor allem sein Ende, nachdem er „Manhattan Melodrama“ mit Clark Gable im Kino gesehen hat. Als ihn die Kugel trifft, sieht man in seine Augen – und fühlt erstmals mit.

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