Queens Of The Stone Age

… Like Clockwork

Matador/Beggars

Man kann nicht behaupten, dass Josh Homme je gesund wirkte, aber die vergangenen Jahre waren besonders hart: Verhaftung, Herzstillstand, Wutausbrüche, Drogen – es war am Ende wohl zu viel. Und ein bisschen zu wenig Inspiration auch. Nach dem letzten Queens-Of-The-Stone-Age-Album „Era Vulgaris“ (2007) eröffnete Homme mit Dave Grohl und John Paul Jones eine sogenannte Supergroup, sie hieß Them Crooked Vultures, und das Album war eher nicht super. Dann ging er mit den Queens auf eine Tournee, auf der sie ihr Debüt komplett durchspielten – auch kein besonders origineller Einfall. Konnte das möglich sein: dass Josh Homme, gerade 40 geworden, die Ideen ausgehen?

Im Sommer vergangenen Jahres begannen die Queens Of The Stone Age in Hommes Privatstudio Pink Duck in Burbank, Kalifornien, endlich mit den Aufnahmen für ihr sechstes Album. Mit dabei: Troy Van Leeuwen, Dean Fertita und Michael Shuman. Auf eine feste Bandbesetzung legt Homme keinen Wert – spätestens als er 2004 Co-Songwriter Nick Oliveri rauswarf, war das klar. Diesmal ging Schlagzeuger Joey Castillo verlustig, Allzweckwaffe Dave Grohl übernahm kurzfristig. Allerdings ist Castillo ebenfalls zu hören, genau wie Tour-Drummer Jon Theodore. Weiterhin schauten im Studio vorbei: Hommes Ehefrau Brody Dalle, Alex Turner (Arctic Monkeys), James Lavelle (UNKLE), Jake Shears (Scissor Sisters) und mal wieder Oliveri, Mark Lanegan und Trent Reznor. Übertreibt er es jetzt mit den Gästen? Niemals. Wo Queens Of The Stone Age draufsteht, ist Josh Homme drin – das war so, das bleibt so.

Verglichen mit „Ear Vulgaris“, das er (vielleicht etwas übertrieben) „dark, hard and electrical“ nannte, ist „… Like Clockwork“ streckenweise eher behaglich. Doch der scheinbare Frieden wird immer wieder von fiesen Stücken wie „Kalopsia“ gestört, die einen in verschiedene Richtungen schieben und nicht zur Ruhe kommen lassen. Auch „Fairweather Friends“ sendet verwirrende Signale aus: Es beginnt zart mit Falsettgesang, dann wird’s wuchtig, Homme stoppt kurz und setzt wieder an, die Gitarren zerren indes schön an den Nerven – bis sehr plötzlich Schluss ist. Das Piano spielt Elton John.

Es gibt fast nichts, was es hier nicht gibt: eine hypnotisierende Blues-Ballade („The Vampyre Of Time And Memory“), zappeligen Surrealismus („My God Is The Sun“), Wüsten-Disco („Smooth Sailing“) – und den Titelsong als krönenden Abschluss, ein fragiles Lied über Vergänglichkeit und Vergeblichkeit, das in der Erkenntnis mündet: „One thing that is clear/ It’s all downhill from here.“ Trotzdem klingt es gar nicht deprimierend.

Das Faszinierende an Josh Hommes Musik war schon immer, dass man nie genau weiß, was er da eigentlich macht. Desertrock? Psychedelia? Metal? Seine Texte versteht man nicht, seine Songs haben keine klaren Strukturen, und wenn seine Alben nach 45 Minuten zu Ende sind, sitzt man immer verdutzt da. Durch diese Unbestimmtheit und die manchmal mäandernden, oft treibenden Melodien entsteht jedes Mal eine kaleidoskopische Wundertüte, unfassbar und unberechenbar. Wie ein Uhrwerk? Guter Witz.