Reggae & Dub von Matthias Münchow

Über 20 Jahre verschollen oder nur teuer zu erwerben waren die beiden von RUPIE EDWARDS produzierten „Hit Picks“-Kompilationen. Nun sind sie zusammen auf einer CD („Bushranger/Jet Star“) wieder erhältlich. Über klassische Riddims singen Sangesfürsten wie Gregory Isaacs, Mighty Diamonds, Kingstonians und Heptones. „Hit Picks“ enthält vordem auf Singles zwischen 1969 und 1975 veröffentlichte Lieder und Instrumentals. Einige davon benutzte Rupie Edwards später für Aufnahmen mit Jah Woosh, Shorty The President und sich selbst. Purer Riddim, wenig Effekte, viel Gefühl. 5,0

In der Reihe „The ON-U Sound Master Recordings“ ist eine der besten Platten des englischen Labels wieder erschienen. SINGERS & PLAYERS feat Bim Sherman: „War Of Words“ (ON-U Sounds/ EFA). Dieses Projekt bietet Aufnahmen der Sänger Bim Sherman, Crucial Tony und des Mentors des Label-Eigners, Prince Ear L Ende 1981 erschien diese Präsentation der Künstler des ON-U Labels (quasi als Kollektiv) etwa gleichzeitig mit „Psychotic Jonkanoo“ von Creation Rebel. Beide Platten schlugen gnadenlos ein: Waren in England vorher eher konventionell rootsige und liebliche Stücke aufgenommen worden, bedeuteten diese LPs mit ihrem pulsierenden Unterwassersound und wehmütigen, vom Winde verwehten Vocals einen riesigen Schritt nach vorn. Absolutes Highlight dieses Albums ist „Quantè Jubila“ ‚von Prince Far I. 5,0

In der gleichen Reihe kam eine Kompilation äußerst rarer lOinch-Maxis unter dem Titel „Disco Plate Collection Part 2“ (ON-U Sound/EFA) heraus. Diese Disco Plates hatten es in sich: Die extrem ausgelenkten Pressungen ließen den Baß aus den Boxen donnern, egal wie leise man drehte. Diese CD enthält Stücke des hauseigenen Dub Syndikate, von Bim Sherman, Congo Ahanti Roy und Mikey Dread. Kein Song incl. Dub ist kürzer als sechs Minuten. Dennoch erreicht keines den Standard von „War Of Words“. 3,0

Kurios ist, daß auf der CD, auf der „Wonderful Time“ von DR. ALIMANTADO (Greensleeves) wiederveröffentlicht wurde, als Erscheinungsjahr 2000 angegeben ist, 1986 erschien sie als LP. Es sind getoastete Stücke zu Roots-Dubs aus denjahren 1973 bis 1984. Musikalisch leider nicht so stark wie „Sons Of Thunder“ oder auch „Best Dressed Chicken In Town“: Et hätte halt in Jamaika bleiben sollen. 3,0

Neues von der englischen Dub-Szene: ALPHA & OMEGA und THE DISCIPLES haben auf ihrer gemeinsamen CD „The Sacred Art Of Dub“ (A & O Records/Greensteeves) mit schwer verhallten Rootsdubs wieder eine sehr dichte Atmosphäre geschaffen, gerade recht für verregnete Tage. „Consciousness“ und Äthiopien sind die Eckpunkte melancholischer Texte, die aber hinter den Sound-Wall zurücktreten. Laut gehört, kann einen das schnell in tranceartige Zustände versetzen. Kiffkopp’s Paradise. Sakral auch das Cover: vorn aufgeschlagen zwei Seiten aus einem koptischen Buch (illuminiert, versteht sich), das Lettering der Songtitel in feinster karolingischer Minuskel. 4,0

Näher dran am Stil der 70er Jahre sind RUTS DC VS. ZION Train: „Rythm Collision Remix“{Echo Beach), nur etwas metallischer. Drei Stücken sind die Dubtracks beigefügt. Schöne Horns von der Zion Train Brass Section, zischende high heads. Von Ruts DC gibt es hier mit „Weak Heart“ einen Remix eines ihrer Hits von 1983 endlich wieder zu hören. Die Remixe entstanden im Ariwa Studio des Mad Professor, ausgeführt von Zion Train. 3,5

Auf Jamaika ist allerdings anderer Sound angesagt: Ragga und Modern Roots. Und da ist Greensleeves mit seinen Veröffentlichungen in England führend. RICHIE STEPHENS‘ Album „Witwer“ enthalt denn auch seine Reggae Chart Toppers wie „Heads High“ von Mr. Vegas. Richie Stephens – Sänger, Musiker, Songwriter und Produzent – bietet auf seiner CD Unterschiedlichstes: Neben Ragga singt er auch Ska- und Rock-Steady-Stücke in modernem Gewand. Ein grandioser Roots-Song ist „Glass House“, eine Version von Dennis Browns, „Promised Land“. 4,0

MR. VEGAS ist dagegen Tanzhallenmeister, Hard Core Ragga sein Stil. „Heads High“ (Greensleeves) besteht aus eigenen Times sowie einer Version des Winner-Riddims „Everywhere I Go“. 3,0

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