Reincarnated :: Der Rapper macht Reggae – von Diplo und Major Lazer produziert

Snoop Lion, der vorher Snoop Dogg hieß, sieht sich als wiedergeborener Bob Marley. Da nimmt er den Mund natürlich ziemlich voll. Er ist vom HipHop zum Reggae gewechselt -ein ehemaliger Gangsta-Rapper, der vergangenes Jahr zum Rasta mutierte. Ein Rastapriester hat ihm bei seinem Besuch auf Jamaika ohne Umschweife mitgeteilt: „You are not a dog, you are a lion.“ Jetzt trägt Snoop Dreadlocks und spricht Patois. Neider meinen, er wollte nur seinen Marihuana-Konsum legitimieren. 2009 konvertierte er bereits zum Islam.

Die alten Fans schrien im Netz laut auf und wollten ihren Snoop Dogg wiederhaben, als vor ein paar Monaten die erste Single-Auskopplung („La La La“) auf den Markt kam. Die Coverversion von Ken Boothes „Artibella“ spielt textlich -nicht unangemessen, bedenkt man das Alter des Originals -mit bekannten Reggae-Floskeln. Dabei ist der im Dancehall eingebettete Riddim durchaus tough nachgespielt und gehört zu den besseren des Albums, das von Diplo und Major Lazer produziert wurde. Ansonsten dominieren eigene Songs die Wiedergeburt.

Snoops Ankündigung, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, fortan positive Dinge und Liebe in den Fokus zu stellen und Musik zu machen, die auch seine Kinder und Großeltern hören könnten, ließ befürchten, dass hier ein ehemaliger Rapper plötzlich anfängt zu frömmeln. Aber der großartige Beginn mit „Rebel Way“, auf dem er sich als Singjay profiliert, zeigt, dass seine rebellische Natur jetzt eben andere Ausdrucksformen wählen muss. So wendet er sich in „No Guns Allowed“ explizit gegen jegliche Form von Waffengebrauch. Manch Kinderchorhaftes wie in „Here Comes The King“ – damit meint er natürlich sich selbst -wirkt zu sehr wie aufgesetzter Pop. Ansonsten ist „Reincarnated“ ein modernes Dancehall-Album, wie es heute in den Studios von Kingston entsteht – mit digitalen Rhythmen, Autotune und allerlei Soundspielereien, die wie in „Lighters Up“ in einem mächtigen horns-Gebläse münden.

Snoop Lion ist nicht die Wiedergeburt Bob Marleys, da bleibt noch Luft nach oben. Aber wenn er zukünftig noch tiefer in die jamaikanische Historie eintaucht, dann können wir noch einiges erwarten. (RCA/Sony)

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