Replays 1 von Franz Schöler
Re-Make/Re-Model“ war der Titel des ersten Songs auf dem Debütalbum von ROXY MUSIC – und jetzt für Tonmeister Bob Ludwig offenbar auch die Devise, was die Überspielqualität der von ihm klangtechnisch verantworteten 4-CD-Retrospektive „The Thrill Of lt All“ anging (Virgin 840970 2). Bis auf knapp zwei Dutzend Aufnahmen bietet das Set eine handverlesene „Best Of“-Auswahl aus den acht Studio-LPs – keinerlei Live-Mitschnitte hier! – und einige der LP-Tracks als Maxi-Remixes, dazu auf der vierten CD die üblichen Single-B-Seiten, Outtakes und unveröffentlichten Alternativ-Versionen. Das gewohnte Sammlerteil abo, wäre da nicht – im Vergleich zu den originalen Einzel-CDs zuvor – die fast schon erschreckend bessere Klangqualität zumal bei den ersten fünf Longplayern von „Roxy Music“ bis „Siren“l Wenig erhellend sind die meist sehr knappen Kommentare zu den Songs, weithin überzeugend wiederum das Layout, das diese Band als eines der optisch am faszinierendsten gestylten Phänomene der Rock-Historie präsentiert Um so unverständlicher ist darum, daß man dafür nicht auch konsequent das LP-Großformat nutzte. Das wär’s gewesen! 4,0
In diesem Punkt geizt bekanntlich Bear Family-Boß Richard Weize nie. Also findet man neben 122 Aufnahmen von BRENDA LEE auf den vier CDs des Box-Set „Little Miss Dynamite“ (Bear Family Records BCD 15772) auch noch ein großformatiges Hardcover-Buch, das die frühen Jahre dieser von Produzenten-Legende Owen Bradley so überaus erfolgreich betreuten Blues/Rock/Pop/Soul-Röhre dokumentiert. Des Rätsels Lösung – nämlich warum dieses gerade mal 1,50 Meter große Energiebündel hierzulande nie so populär wurde wie gleichzeitig Sangeskollegin Conny Froboess – findet man da aber auch nicht. 3,5
Weil man sich offenbar ganz ungeniert der früher gebotenen Überspielungen schämte, hat die Firma Atlantic jetzt gleich sechs der neun LPs, die die J. GEILS BAND zwischen 1970 und 1977 für das Label spielte, parallel in ihrer „Remaster“-Serie wiederveröffentlicht, darunter das Debüt (von wegen „Rolling Stones für Arme“!), das live mitgeschnittene „Full House“ (82806-2 bzw. 82803-2) und mit ,Monkey Island“ (82804-2/alle über TIS) das womöglich beste und dennoch letzte für den WEA-Konzern. Der klangliche Mehrwert ist – gemessen an der nicht sonderlich high-fidelen Aufnahmequalität verblüffend genug. Noch mehr gespannt sein darf man auf die Debüt-Werke von MANASSAS und STEPHEN STILLS solo, ebenfalls ab „Atlantic Remasters“ angekündigt Weil da nämlich die Vinyl-Scheiben konkurrenzlos besser waren ab die CDs! Abwarten. Für J. Geib gibt’s 2,5 und 3,5
Was wiederum die Überspielqualität der ersten drei MINK De-VILLE-Platten – zusammengefaßt in der Serie „The Originals“ auf drei CDs in Papp-Schuber (Capitol 835262 2) – angeht, ist die mal wieder frustrierend. Während nämlich K-Tel in den USA die preiswert auf dem Sub-Label Era Records in optimal rausch- und brummfreien CD-Transfers (ab Original-Mastering in Capitol-Lizenz!) anbietet, sind die im Set zusammengefaßten Plättchen von technisch problematischen Kopien überspielt. Derlei Probleme hätte man mit einem Aufruf beim Bandarchiv in Hollywood locker ausräumen können. Keine Wertung.
Wie man’s richtig macht, demonstrierte das Indie-Label Philo Records, indem es großzügig die drei LPs, die Texas-Legende GUY CLARK zwischen 1978 und 1983 für Warner Bros, aufgenommen hatte, komplett auf Doppel-CDs wiederveröffentlichte, und zwar in perfekter Überspielung (Philo CD PH 1184/85, über in-akustik). Klanglich identisch mit den US-Vinybcheiben sind hier „Guy Clark“ und „The South Coast Of Texas“. Wer diesen Singer/Songwriter schon lange über die Maßen schätzte, vom dritten Warner Album „Better Days“ aber nur die deutsche Pressung besitzt, braucht das Doppel-Set „Cruftsman“ unbedingt: Gegenüber der hier gebotenen Originalklang-Qualität war der deutsche LP-Umschnitt leider ziemlicher Schrott Schade nur, daß nirgends die wunderschönen Original-Cover abgebildet sind. Dafür gute Liner Notes und alle Texte! 4,0
Von einer anderen Legende, die aus unerfindlichen Gründen neuerdings ihren Ruf anscheinend ruinieren möchte, wurden jetzt die drei ersten für Philips eingespielten Solo-LPs generös auf Doppel-CD wiederveröffentlicht: Ungekürzt und bestens überspielt findet man auf „The Meratry Years“ (Polygram Chronides 528 275-2/IMS) auch das Debüt „Cristo Redentor“, mit dem Autodidakt Harvey MANDEL seinen Ruf ab einer der experimentierfreudigsten und eigenwilligsten Gitarristen begründet. Peinlich, aber Fakt: Das Kult-Teil von 1969 klingt um Welten besser ab letzthin das vermaledeite „Snakes And Stripes« 3,5 bis 4,5
Der Tip für alle Freunde großer Stimmen: SAM COOKEs „The Rhythm & The Blues“ (RCA 66760-2) ist -14 von 20 Aufnahmen bblang unveröffentlicht – einer der faszinierendsten Sampler dieses Gospel/Pop/Soul-Genies. Ohne Vorbehalte: 4,0 Was dieser Sänger längst verdient hätte, nämlich die definitive Box-Set-Retrospektive, gibt es ab Zwischenbilanz jetzt von TOM PETTY & THE HEARTBREA-KERS. „Playback“ (MCA D6-11375) präsentiert auf den ersten drei von sechs CDs quasi die „bessere Hälfte“ der Aufnahmen seiner neun Studio-LPs. Rare Ware, vormab nur ab B-Seiten auf Vinyl oder Bonus auf CD-Singles angeboten, findet man auf der vierten CD, darunter fast vergessene Petty-Klassiker wie „Trailer“ oder das sicher nicht von ungefähr an die Stones von „Exile On Main Street“ erinnernde „Down The Line“. Ungeschliffene Juwelen in Hülle und Fülle bieten vor allem die letzten beiden CDs. Dazu gibt es luzide Kommentare zu allen Songs von Petty selbst Vorbildlich! 4,5