Ricardo Menéndez Salmón :: Medusa

Er gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Schriftsteller Spaniens. Mit „Medusa“, seinem sechsten Roman, wird der 1971 in Gijón geborene Ricardo Menéndez Sal-món nun erstmals dem deutschen Publikum vorgestellt. Hier stößt der Erzähler, als er an einer Doktorarbeit über die Ikonografie des Bösen im 20. Jahrhundert arbeitet, auf einen kurzen Film, der ein Massaker in Kaunas während des Zweiten Weltkriegs dokumentiert: Deutsche Soldaten erschießen litauische Gefangene – mit einer Choreografie, die eine „unerbittliche, teuflische Mechanisierung der Kunst des Tötens, die zum Hexensabbat gewordene Logik des Kapitalismus“ offenbart. Gedreht hat den Film Karl Gustav Friedrich Prohaska, auf dessen Spur sich der Erzähler begibt. Doch der Maler, Filmemacher und Fotograf, der sich nach dem Krieg ins spanische, lateinamerikanische und japanische Exil begibt, ist kaum greifbar. Selbst sein jüdischer Freund Stelenski, der später auch sein Biograf wird, vermeidet es, ihm konkrete Züge zu verleihen. Es geht allein um die Nachzeichnung eines künstlerischen Werdegangs, in dessen Zentrum die ebenso philosophische wie moralische Frage steht, wie weit die Kunst angesichts der Grausamkeiten des Zeitalters der Extreme gehen darf. Ricardo Menéndez Salmón versteht es, der Frage ungemein geistreich, konzentriert und poetisch nachzuspüren. Es lohnt, diesen Autor auch hierzulande für sich zu entdecken. (Wagenbach , 15,90 Euro)

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