Richard Thompson/Lucinda Williams :: Live From Austin, Texas

„Austin City Limits“ ist zwar nur Fernsehen, aber die Konzerte dieser Reihe – im sterilen Studio mit künstlichen Sträuchern im Hintergrund aufgenommen – lassen jedes Detail, jedes Unvermögen erbarmungslos zu Tage treten. Ein Fest also für den großen Richard Thompson, dessen fein ziselierte Liedkunst bei diesem Auftritt im Jahr 2001 ehrfurchtgebietend triumphiert. Mit Michael Jerome am Schlagzeug und Danny Thompson am Baß beginnt er „leise wie Pete Seeger“, um am Ende „laut wie Metallica“ zu werden, wie er mit sardonischem Humor ankündigt. Tatsächlich spielt Thompson zunächst innige Balladen wie „AI Bowlly’s In Heaven“ und „Easy There, Steady Now“, auch Beschwingtes wie „Crooksferry Queen“ und „Mingus Eyes“. wechselt dann zur elektrischen Gitarre und exekutiert beinahe anstrengungslos das dunkle, aufwühlende Finale: „Shoot Out The Lights“, „Crawl Back (Under My Stone)“, „1952 Vincent Black Lightning“ und – acht Minuten lang – das ätzende „Put It There Pal“. Das ist ziemlich laut – aber vor allem so viel härter als Metallica. (4,5)

Wenn Thompson der Dichter der Eifersucht, der Rache und des Abschieds ist. so ist Lucinda W. die Poetin von Eifersucht, Rache und Abschied (und Verfallenheit und Selbstzerfleischung). Leider fehlen bei diesem Konzert von 1998 (die sogenannte Zeitnähe ist nicht Sache dieser Reihe) natürlich die Songs von ihren großen Platten der letzten Jahre, nicht aber jene von „Car Wheels On A Gravel Road“. Atemberaubend, wie sie in „Changed The Locks“ die Telefonnummer, die Kleidung und den Wagen wechselt, um diesem Typen zu entkommen, wie sie von „Jackson“ erzählt und dabei die Städte Lafayette und Baton Rouge aufruft, die sie so oft als Inbegriffe des Südens beschwört, wie die schmerzliche Süße von „Sweet Old World“ den Groll der bitteren Lieder vergessen macht. Die Band um Jim Lauderdale spielt so glänzend, daß es fast gar nicht auffällt, und die Williams singt erschütternd, maunzt und raunzt, ohne Prätention, ohne Pose. Aber bitte nicht füttern. Und gleich auch „Live @ The Fillmore“ hören!

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