Rilo Kiley – Under The Black Light :: Kalifornischer Retro-Sound statt Alternative-Countrv-Pop

Auf dem Cover ihres Solodebüts „Rabbit Für Coat“ vom letzten Jahr sah die aparte Rilo Kiley-Sängerin Jenny Lewis noch aus, als habe sie sich für den Kirchgang rausgeputzt. Was man nicht sehen konnte: Sie trug Rollschuhe. Nun hat sie das züchtige rote Kleidchen abgelegt und skatet bestrapst durch die Kulissen von Paul Thomas Andersons Pornostar-Porträt „Boogie Nights“.

Im Video zu „The Moneymaker“, der ersten Single zum Nachfolger von Rilo Kileys Major-Debüt „More Adventures“, spielen drei Pornostars die Hauptrollen, die Band steht in einer rot beleuchteten Bar, und Jenny Lewis faucht lasziv: „You are the money maker/ She is yours for the taking/ You know you wanna make her.“ Dann ein Gitarrenriff wie Foreigner auf Viagra. „She says out out out, oh yeah.“

Unter dem Schwarzlicht der Strip-Clubs und Retro-Diskotheken haben Rilo Kiley ein Album gemacht, das alles hat, um das Klischeebild des „kalifornischen Albums“ voll zu erfüllen: die Kokain-Unterkühlung, die Melancholie im Exzess, den schnellen Sex, die postkoitale Tristesse und – als Gast – Jackson Browne. Das klingt jetzt ziemlich eklig, und ab und zu ist „Urider The Blactyight“ das auch. Fleetwoods Macs „Mirage“ fällt einem bei den in High-Gloss-Produktion, hohlen Latin-Anleihen und Disco-Beats aufgehobenen simplen Melodien ein. Aber in der kalten Brillanz einiger Texte erkennt man auch Steely Dans „Gaucho“.

Keine Ahnung, ob diese Abkehr vom alternativen Country-Pop, an den einzig noch der Titelsong und „The Angels Hung Around“ erinnern, zum radiofreundlichen 80er-Retro-Sound eine gute Entscheidung war. Vermutlich ist es wie im Pornogeschäft: „Funny thing about money for sex/ You might get rieh but you’ll die by it.“

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