Robbie Williams – Escapoloqy :: EMI
Aha, aha, Amerika. Sagen die Leute und schauen schlau, wenn die Rede auf Robbie Williams‚ neues Album kommt. 80 Millionen Pfund hat EMI ihm für die nächsten Platten gezahlt, allein durch Verkäufe in Europa wird das Sümmchen kaum wieder einzutreiben sein -und schon unterstellt man Robbie die größte USA-Fixierung seit Feivel, dem Mauswanderer.
Eh klar: Hat Robbie ja schließlich schon auf „Swing When You’re Winmng“ mit „I Will Talk And Hollywood Will Listen“ angekündigt, erstens. Das Video zu „Feel“ zeigt ihn als Marlboro-Mann beim Kuraufenthalt, zweitens. Und er plärrt auf „Escapology“ gänzlich unverbrämt, drittens, nach L.A.-L.A.-L.A.-L.A.-L.A. ziehen zu wollen – wo er in echt zumindest schon mal das Briefkastenschildchen an seine jüngst erworbene Villa mit 100 Badezimmern geschraubt hat. Juchzt dazu gar ein „Yee-haw!“, weil er L.A. so liebt und die ganze USA dazu, wie der lärmende „Song 3“ krakeelt.
Bisschen dezenter ist das musikalische Antichambrieren ausgefallen: kein Autsch-Nu-MetaL sondern bisweilen etwas Pubrock, der in den übleren Momenten, man muss es sagen, kurz auch mal an Bon Jovi gemahnt, dann noch ein komisch angefunktes und leicht schmiersouliges Duett mit Rose Stone, „Revolution“.
Sonst aber ist alles beim Alten, glücklicherweise: Es fehlen weder Selbsdobpreis noch -anklage, die beiden ewigen Robbie-Konstanten. Er bringt das Brit zurück in celebrity, wenn er kieksend das Supersexgott-Krönchen aufsetzt, und er bringt in seiner escapology auch die eine oder andere apology unter, in „Come Undone“ etwa bei Mama. Die egozentrischen Schlenker sind wie immer toll und ein Gegenbeweis in der Amerika-Angelegenheit. Warum sollte man sich dort für den Egowahn eines Typen interessieren, von dem man noch nie gehört hat?
Außer seiner Selbstverliebtheit ist bei allem L.A.-Geschrei auch ein anderes großes Robbie-Plus erhalten: die ausgezeichneten Schmachtfetzen. Die balladenhafteste Ballade hat er dabei zum ersten Mal ganz alleine geschrieben, „Nan’s Song“, ein Lied für Oma. Irre rührselig und besser als der Erstselbstversuch von Kollege Liam Gallagher über sein Söhnchen. Was das nun wieder mit Amerika zu tun hat? Nur soviel, dass Liams Bruder Noel dazu noch ein erhellendes Bonmot beiträgt „Du wirst nicht Nummer eins in Amerika, wenn du nicht jemandes Schwanz lutscht“, wusste er neulich zu berichten. Obacht, Feivel.