Robert Aranan-Pret-a-Porter :: ab 30. März

Der Mensch ist, was er trägt. Die Kleidung bestimmt das Sein. Ohne den Glamour der Pariser Modeschöpfer würde die Erde noch ärmer aussehen – wirklich? Robert Altman läßt an der Welt des schönen Scheins jedenfalls keinen heilen Faden. Er gießt Hohn und Spott über das halbseidene Metier aus. Er demaskiert die inkompetenten Modejournalisten als Arschkriecher und die Modemacher als blasierte Hohlköpfe. Für diese sarkastische Abrechnung findet Altman einen wunderbaren Runninggag: Dauernd tritt jemand in Hundescheiße.

Der Pariser Modezar (Jean Pierre Cassel) erstickt kurz vor Beginn der Pret-a-Porter-Shows an einem Sandwich, seine Witwe (Sophia Loren) wird von ihrem Ex-Lover, einem russischen Schneider (Marcello Mastroianni), belagert – aber beim Striptease der Schönen schläft er ein. Zwei US-Reporter ohne die geringsten Französisch-Kenntnisse (Julia Roberts, Tim Robbins) können tagelang ihr doppelt belegtes Hotelzimmer nicht verlassen, da ihre Koffer verschwunden sind, und entdecken den Spaß unter der Bettdecke. Merke: Der nackte Mensch genügt sich selbst.

Als Katalysator in diesem Chaos dient – ähnlich wie in Altmans „Nashville“ – eine hilflose, überforderte TV-Journalistin. Kitty Potter (Kim Basinger hier als personifizierter Blondinen-Witz) belästigt mit gestammelten, von riesigen Pappschildern abgelesenen Fragen die Star-Designer und scheitert kläglich beim Spontan-Interview mit Cher. Die Gespräche mit den (echten) Modemachern entpuppen sich als Real-Satire. Wer kann nach diesem Film Jean-Paul Gaultier und seine Kollegen noch ernst nehmen, wenn sie in (unfreiwilliger) Komik die schwachsinnigsten Statements abgeben?

Eine Designerin (Anouk Almee), deren Sohn ihr Geschäft an einen Cowboystiefel-Mogul aus Texas (Lyle Lovett) verkauft hat, zeigt in der letzten Pret-a-Porter-Show die Mode von morgen und Altmans Antwort auf den Irrsinn von Paris: Alle Mannequins einschließlich der hochschwangeren Ute Lemper, treten nackt vor das verstörte Publikum. Welch schöne Metapher. Hans Christian Andersen hätte sich gefreut.

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