Robert Seethaler :: Ein ganzes Leben

Schauspieler und Drehbuchautor Robert Seethaler ist mit seinem neuen Roman komplett ins literarische Fach gewechselt. „Ein ganzes Leben“ begleitet das 20. Jahrhundert in einer Berggegend, wo der Tod „als kalte Frau“ gilt, Kinder von Diphtherie hinweggerafft werden und schweigsame Arbeiter losziehen, um unter Lebensgefahr die Natur zu bezwingen. „Der Mann vollzieht Gottes Willen und er spricht Gottes Wort. Der Mann erschafft Leben durch die Kraft seiner Lenden, und er nimmt Leben durch die Kraft seiner Arme.“ In diesem erdigen Ton wird der stille Werdegang eines Waisenjungen erzählt, der zuerst von seinem Pflegevater zum Krüppel geprügelt wird, als wenngleich hinkender, so doch bärenstarker Koloss gesundet. Der irgendwann bei einem Bautrupp anheuert, weil er mit dem verkrüppelten Bein am Hang gerade stehen kann. Der lernt zu lieben und wieder loszulassen. Der in den Krieg muss und einsam heimkehrt. Der vom Tod umringt fernab der Moderne ein stilles, melancholisches Dasein fristet und das Leben als Wunder betrachtet, bei dem er zwar nichts zu gewinnen, aber alles zu verlieren hat. (Hanser, 17,90 Euro)

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