Robert Wyatt – EPS :: Ryko / RTD
Als Format der Beschränkung im Sinne einer Konzentration auf das Wesentliche hat die EP eine ganz eigene Qualität Robert Wyatts „Work In Progress“ von 1984 ist ein Musterbeispiel: Zu kaum mehr als einigen getragen dahinschwappenden Orgelwellen singt der Ex-Soft Machine-Schlagzeuger die seelenvollen (Polit-)Hymnen „Te Recuerdo Amanda“ (Victor Jara), „Biko“ (Peter Gabriel) und „Amber And The Amberines“ (Hugh Hopper) sowie das kubanische Liebeslied „Yolanda“. Auf CD-Länge würde das gebremste Tempo ermüden, doch in weniger als 20 Minuten fügt sich die gefühlvolle Song-Sammlung zu einem kleinen, geschlossenen Meisterwerk, das zwischen Wyatts LPs steht wie eine besonders gelungene Erzählung eines ansonsten zum Monumentalen neigenden Romanciers.
Leider ist die liebevoll aufgemachte Box „EPS“ nicht durchgehend so brillant wie das darin als CD 2 enthaltene „Work In Progress“. Vor allem CD 4, der 1982 eingespielte Soundtrack zu dem Tierschutzwerk „The Animals Film“ ist mit den 19 Minuten nervigem Lärm und Geschepper eine Geduldsprobe, die wohl nur beinharte Fans mehr als einmal im Leben bestehen werden. Das Grundkonzept der fünf CDs im 20-Minuten-EP-Format ist aber auch keine reine Freude: Denn nach der Wiederveröffentlichung aller Alben im letzten Jahr werden hier die übrigen Aufnahmen aus den Jahren 1974 bis 1998 versammelt – und das freut zwar den Komplettsammler, doch sogar unser Lieblings-Fusselbart hatte dunkle Stunden, auf die man gern verzichtet hätte. So ist zumindest die erste CD mit zwei Singles von 1974 und einem Live-Track eine Reste-Rampe für eine qualitative Berg-und-Talfahrt: Eine Langversion des gruselig rumpeligen Neil-Diamond-Songs „I’m A Believer“ (Wyatts einziger Hit in England) und das blöde „Yesterday Man“ (von Chris Andrews) stehen neben zwei viel besseren B-Seiten sowie einer sehr schönen Konzertversion von „Calyx“.
CD 2 mit der 3-Song-Maxi „Shipbuilding“ (von Elvis Costello) sowie zwei Compilation-Beiträgen von 1986 und 1987 (sowie als CD-ROM-Track das „Shipbuilding“-Video) ist zwar ebenfalls Stückwerk, aber exzellent und im getragenen Keyboard-Sound einigermaßen homogen.