Robert Wyatt – Solar Flares Burn For You :: Fenn

Einen Teil des Winters 1972 verbrachte Robert Wyatt auf einer kleinen Insel vor Venedig, während seine Lebensgefährtin Alfreda Benge in der Stadt als Regieassistentin für Nicolas Roegs Meisterwerk „Don’t Look Now“ arbeitete. In dieser Zeit schrieb er neue Songs, die bereits von den freien Improvisationen, die ihn als Schlagzeuger von Soft Machine und Matching Mole, beschäftigten, wegführen sollten.

„Solar Flares Bunt For You“ ist eine Zusammenstellung unveröffentlichter Aufnahmen, die diese Übergangsphase abdeckt, so enthält sie Aufnahmen, die Wyatt im Dezember 1972 zusammen mit dem Keyboarder Francis Monkman für die BBC aufnahm, eine Soundtrack-Arbeit aus dem Jahr 1973 (inklusive Film als Quicktime-Movie) und Solo-Aufnahmen für die BBC von 1974.

Zwischen dem Soundtrack und der zweiten Session lag der tragische Unfall, der Wyatt an den Rollstuhl fesselte und seine Wandlung vom Schlagzeuger zum Songschreiber und Sänger unausweichlich machte.

Die Stücke der 74er Sessions, die Wyatt allein am Klavier mit wenigen Overdubs vorträgt, die unverständlicherweise das Album eröffnen, kennt man zwar in überlegenen Versionen von den Alben „Rock Bottom“ und „Ruth Stranger Than Richard“, doch Wyatts Gesang ist besonders auf dem „Soup Song“ wunderschön. Außerdem spielt er hier eine fabelhafte Version seines Singlehits „I’m A Believer“ (ja, der Monkees-Song).

Das Thema der Soundtrackarbeit „Solar Flares Burn For You“ kennt man in einer anderen Bearbeitung, die ohne den Film besser funktioniert als diese, ebenfalls von „Ruth Is Stranger Than Richard“.

„Solar Flares…“ lohnt sich vor allem wegen der unschuldigen Songs aus den 72er Sessions: etwa das Lautgedicht „Fol de Rot“ und „Little Child“, eine Erinnerung an den frühen Helden Danny Kaye. Ein schönes Bild, dass Wyatt sein Leben als Solokünstler mit diesen Kinderliedern beginnt.

Was die drei – zugegebenermaßen grandiosen – neuen Songs (zwei Kooperationen mit dem alten Soft-Machine Kollegen Hugh Hopper und ein Home-Demo) auf dieser historischen Kompilation zu suchen haben, ist allerdings rätselhaft. Die hätten besser auf das fabelhafte „Cuckooland“ gepasst.

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