Robyn :: Body Talk

Die besten Tracks der Dance-Pop-Trilogie, jetzt auf einem Album

In der klassischen Ära des Pop war es Standard, dass ein Album diverse bereits erschienene Singles zusammenfasste. Kein Möchtegern-Kunstwerk, das sich ans Feuilleton anschmiegt, sondern ein knackiges Hit-Paket zum günstigen Preis. Bei der Sängerin Robyn dürfte allerdings auch die Verwertungslogik von iTunes dafür verantwortlich sein, dass die Schwedin 2010 gleich drei EPs veröffentlichte, die wiederum Singles wie „Dancing On My Own“ in die Charts brachten: „Body Talk PT 1“ erschien im Juni 2010; „Body Talk PT 2“ folgte im September. Der mit fünf Tracks vergleichsweise kurze dritte Teil kommt nun zeitgleich mit einem Album in den Handel, das die „jeweils fünf besten Tracks“ enthält, wie es im Info der Plattenfirma selbstbewusst heißt. Das wunderschöne, a capella gesungene Volkslied „Jag Vet En Dejlig Rosa“ gehört leider nicht dazu.

Aber wir wollen nicht meckern, denn „Body Talk“ ist durchaus gelungen. Auch wenn die besten Tracks von der ersten EP stammen: „Fembot“ etwa, oder das herrlich hibbelige „Don’t Fucking Tell Me What To Do“. „None Of Dem“, die Zusammenarbeit mit Röyksopp, ist ein großartiges thematisches Update des Beatles-Klassikers „She’s Leaving Home“. Die Protagonistin tanzt heute zu einem anderen Beat, aber die Unzufriedenheit bleibt, ebenso das Gefühl der Enge – „I’m so bored in this town, take me away from here.“ Das von Diplo produzierte „Dancehall Queen“ präsentiert sich als charmantes Spiel mit Reggae-Elementen, von Bob-Marley-Gesängen bis zu Dubstep-Sounds.

Von den fünf neuen Stücken stammen vier von Robyns langjährigem Produzenten Klas Ahlund, der mit seiner Band Teddybears unter anderem auch „Watch Us Work It“ von Devo produziert hat. Ahlund macht den schwedischen Dance-Pop der späten Achtziger und frühen Neunziger – Ace Of Base oder Army Of Lovers – fit für die Gegenwart. Einige Stücke, etwa die Elektro-Version von „Indestructible“, sind allerdings auch nahe an Madonna. Was nicht wundert, denn Robyn selbst wirkt ja ein wenig wie ein Update der einstigen Queen Of Pop. Und nicht nur das von Max Martin geschriebene und produzierte „Time Machine“ ist ein Ausläufer des 90er-Jahre-Revivals. Doch trotz dieser vielen Retro-Referenzen klingt „Body Talk“ durchweg frisch und aufregend. Vielleicht nichts für die Ewigkeit, aber im Moment genau das Richtige. (Ministry Of Sound)

Jürgen Ziemer

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