Rocken für Kosovo :: No Boundanes (EPIC/S ON Y)
Bono fehlt. Nachdem er den kurzzeitigen Zynismus-Schub zur „Zooropa „-Zeit ohne bleibende Schäden überstanden hat, mischt sich der U2-Sänger doch gewöhnlich in sämtliche politischen und sozialen Belange ein, die ihn irgendwie berühren. Aber wahrscheinlich ist er so beschäftigt damit, die Dritte Welt von ihren Schulden zu befreien (Stichwort „Jubilee 2000“), daß fürs Kosovo gerade mal keine Zeit blieb.
Andere versuchen, mit Musik das Leid zu lindern. Oder eben mit dem Geld, das „No Boundaries“ einspielen soll. An zu wenigen Superstars dürfte das Unternehmen zumindest nicht scheitern. Alanis Morissette spendiert eine brave Live-Version von „Baba“ mit kleinem „Ave Maria“-Zwischenspiel — überflüssig zwar, aber technisch okay. Anders Black Sabbath: Der Song „Psycho Man“ war schon schlecht, doch der Remix ist noch schlimmer. Ozzy Osbourne hat selten so gelangweilt gequakt, und die Gitarren von Tony lommi waren mal innovativ — Ende der 60er Jahre. Danach sind selbst Bush eine Erleichterung. Die Metal-Fraktion steht nicht gut da: Butch Vigs Remix von Korns „Freak On A Leash“ kommt weniger auf den Punkt als das Original, und Rage Against The Machine machen sich mit „The Ghost Of Tom Joad“ lächerlich.
Sarah McLachlan, die Indigo Girls und Jamiroquai sind entbehrlich, und die Wallflowers hatten schon bessere Songs, die weniger nach Papa Bob klangen. Großartige Momente gibt es allerdings auch: Ben Folds Five spielen zwar nicht „Army“, sondern „Leather Jacket“, das aber sehr rührend. Oasis geben die B-Seite „Take Me Away“ her, Peter Gabriel entwirft „Fourteen Black Paintings“. Ganz zart, endlich wieder einmal, wispert Tori Arnos „Merman“ — zum Weinen. Pearl Jam liefern gleich zwei Lieder. „Last Kiss“ ist ein Cover des J. Frank Wilson-Songs von 1964, klingt aber eher nach Springsteen. „Soldier Of Love“ war mal eine Weihnachtssingle und hört sich auch so an. Doch es geht hier ja nicht um die besten Aufnahmen, sondern um den guten Willen.
