Rocky Balboa :: Sylvester Stallone (stans.2.)
„Rocky“, der erste Film, endete mit einer Niederlage, die 1976 den Aufstieg eines Stars einleitete. Stallone war für den Oscar nominiert als bester Hauptdarsteller und mit seinem Drehbuch, was nur Charlie Chaplin und Orson Welles vor ihm geschafft hatten. In den Triumph aber mischte sich sogleich Bitterkeit: Denn Film, Schnitt und Regisseur John G. Avildsen gewannen die Trophäe. Stallone ging leer aus. Es war eine einmalige Chance. Vielleicht liegt darin die Tragik dieses Mannes, dessen Karriere wie eine Reihe von Rückkämpfen anmutet, bis aus der Legende, die er sein wollte, eine lächerliche Gestalt wurde. Kein anderer in Hollywood hat sich so sehr nur zwei Filmfiguren ausgeliefert, dem strauchelnden Boxer Rocky und dem berufenen Soldaten „Rambo“, die er acht Mal spielte, ja verkörperte wie Alter egos. Mehr war nicht, mehr ging nie. Und so ist er, der Rocky in ihm, noch mal in den Ring gestiegen, mit 60, als müsse er in diesem Viereck den Kreis schließen. In „Rocky Baiboa“ sieht alles fast aus wie vor 30 Jahren, der Schleier über Pennsylvania, das auch Stallones Heimatstaat ist, das Grau der Häuser, die Hinterhöfe und das schummrig-feuchte Gym. Wie Stallone zehrt Rocky von der Vergangenheit, die er für Gäste seines Restaurants auftischt, das Adrian’s heißt nach seiner verstorbenen, einst von Talia Shire dargestellten Frau. Diese Selbstspiegelung wirkt noch peinlicher als sein finaler Fight als fittester Opa des Kinos. Weil ein virtueller Vergleich ergibt, der frühere Rocky hätte den heutigen Champion geschlagen, fordert der Junge den Alten heraus. Rocky stemmt also Eisenfässer, schlägt sich wie immer am Rande des Abbruchs durch die Runden und reckt nach dem Schlussgong die Faust empor. Was damals eine Geste des Aufbruchs war, ist jetzt eine Farce.