Roger Willemsen liest „Der Knacks“

Roger Willemsen liest „Der Knacks“ folgt der Strategie vieler Buchverlage. Das Audiobook erscheint zeitgleich mit dem Papierbuch. „Der Knacks“ umkreist, wovon jeder Drehbuchschreiber oder Dramaturg nachts träumt, so verzweifelt fingert er danach: nämlich nach dem Knackpunkt, an dem sich ein Menschenleben verändert. Kino und Drama brauchen das – je origineller, desto besser. Das wahre Leben verläuft natürlich zumeist weniger originell und mit weniger eindeutigem Wechsel vom Ersten zum Zweiten Akt. Dass sich der Fahrplan des Lebens eher aus Episoden zusammensetzt als aus Wendepunkten, weiß auch Willemsen, und doch fahndet und findet er, was in einfacheren Worten auch in Illustrierten beim Zahnarzt nachzulesen ist: Katastrophen der kleinen Leute. Mit diesem sanften, neugierigen Blick, der „Deutschlandreise“ so lesenswert machte, nur diesmal eben eine Reise nach Innen. Ein echter Willemsen. Als TV-Mensch (Rampensau?) jedem vertraut, ist er einer jener seltenen und seltsamen Typen, die für die Flimmerkiste eigentlich zu gebildet sind (oder zu besserwisserisch?), zugleich aber so eitel (narzisstisch?), dass man sich fragt, wie er sich ohne solch ein Multiplikationsmedium dem Markt angedient hätte. Ob man ihn nun verehrt oder ablehnt, er ist wie das Fernsehen: alles passt rein. „Der Knacks“ ist keine „Deutschlandreise“, dafür aber fast so mutig wie sein „Hier spricht Guantanamo“. (17,95 Euro)

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