Romeo & Julia von Baz Luhrmann

Shakespeare wäre der Popstar unter den Drehbuchautoren. Aber auch posthum als Klassiker ist er der meistverfilmte Dramatiker, nicht zuletzt wegen Kenneth Branagh, eines Shakespeare-Süchtigen, der anders und anderes nicht kann und im Sommer den „Hamlet“ auf der Leinwand gibt. Nach Al Pacinos Einführungskursus „Looking For Richard“ für kalauernde Kulturbürger nun eine Pulp-Slacker-Version von „Romeo & Julia“ für die MTV- und Streetball-Generation: Kulissen sind ein mondänes Herrenhaus, Billardhallen, ein Jahrmarkt und ein Strand wie in Los Angeles, an dem die Darsteller unter den Trümmern eines Torbogens die Originalverse rezitieren wie auf einer Bühne, Theatralik und Gangsterposen zu ewig gültigen Regeln der Liebe und Riten der Ehre erhöhen, die Komödie in der Tragödie genießen. Die Kostüme sind nur noch Maskenball, Travestie. Ein Popfilm, der Lieder von Radiohead oder Stina Nordenstam perfekt zu den schillernden Bildern emotionalisiert, und der zwischen Drogen, Partysucht und Schießereien mit dem Verzweiflungsbuben Leonardo DiCaprio und der betörenden Ciaire Danes das zärtlichste Paar zeigt seit Aids, Ehetrend und Adam & Eva vor dem Sündenfall. Prächtiges Popcorn aus der Kunsttüte.

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