Roy Ayers – Virgin Ubiquity

Manche Mitglieder der sprichwörtlichen Spezies „alte Jazzer“ sind bis heute mit Roy Ayers beleidigt, weil er als hoffnungsvoller junger Vibrafonist schon früh die reine Lehre vernachlässigte und lieber sexy sein wollte. Dass er mit Soul, Funk und Disco sein hohes Talent etwas verschleudert hat und mehr mittelmäßige Platten als unbedingt nötig gemacht hat, mag faktisch richtig sein. Für einen „Coffy“-Pam-Grier-Soundtrack und einen Earbuster wie „Everybody Loves The Sunshine“ kann man allerdings ein paar Stunden nutzlose Jazz-Funk-Improvisation ertragen.

Ayers ist eben kein Eklektiker, sondern ein Bandleader-Typ. Es ist also nicht überraschend, dass die Leute vom Londoner Soul-HipHop-Label BBE im vom 63jährigen Meister geöffneten Archiv Hunderte unveröffentlichter Stücke fanden, die nach und nach als Compilation-Reihe erscheinen sollen. Die 13 Titel der ersten CD stammen aus Ayers‘ Polydor-Jahren 1976 bis ’81, eine Tüte mit slicken, aufgeplüschten R&B-Soul-Stücken und instrumentalem Jazz-Funk, zu dem Ayers übers Vibrafon wirbelt. Der Moment, der den Aufwand rechtfertigt, ist ausgerechnet die Disco-Anthem, „Baby Doll“.

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