Roy Orbison – Orbison 1955-1965

Immer schon zu alt: das erfolgreiche Frühwerk des großartigen Sängers Anderslautenden Gerüchten zum Trotz war es nicht Bill Haley, sondern Roy Orbison, der immer schon zu alt aussah, als dass er es je zum Teenie-Idol bringen konnte. Mit seinem Silberblick, dem Babyspeck und der ziemlich gewöhnungsbedürftigen Frisur hatte er gegen gut aussehende junge Leute wie Elvis oder Ricky Nelson eigentlich gar keine Chance. Aber er nutzte sie! Mit einer durch etwas flotteres Schlagzeug aufgepeppten Neueinspielung seiner Single „Ooby Dooby“ (ursprünglich nur eine „audition Session“ für Columbia, wie in den Linernotes vermerkt steht!) hatte er beim Sun-Label seinen ersten bescheidenen Hit. Und mit „You Got It“ 1989 seinen letzten, einen Top-Ten-Hit. Aber da war er schon tot, hingerafft vom Infarkt ausgerechnet auf dem Höhepunkt eines Comebacks, an das nach seinem Wechsel zu MGM trotz des Mega-Hits „Oh, Pretty Woman“ fast 20 Jahre lang allenfalls er selbst geglaubt hatte.

Nach etwas holprigen Anfangen und den glorreichen Monument-Jahren musste Orbison eine längere Durststrecke durchmachen als praktisch jeder andere seiner Generation. Auch seine unsterblichen, höchst (melo)dramatischen Balladen, die von John Lennon bis Bruce Springsteen viele Sangeskollegen faszinierten und grenzenlos bewunderten, konnten nicht verhindern, dass er ab 1966 praktisch ein Niemand im Pop-Business war.

Dieses Box Set dokumentiert komplett – die erste Single, TV-Auftritte und jede Menge Outtakes und Raritäten inklusive – seine frühen Erfolgsjahre. Kein Muss für alle, die von Bear Family schon die Einzel-CD mit den Sun-Aufhahmen und das Box Set „The Legendary Roy Orbison“ von 1990 besitzen. Aber mitsamt dem ungleich opulenter aufgemachten Buch im LP-Format allemal eine verlegerische Großtat.

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