Rufus Wainwright :: House Of Rufus
Anlass für „House Of Rufus“ war eine gleichnamige fünfteilige Retrospektive im Londoner Royal Opera House. Sie trug den Untertitel „Five Nights Of Velvet, Glamour And Guilt“. Und wie könnte man das Werk dieses vielleicht größten, sicher größenwahnsinnigsten Songwriters seiner Generation besser zusammenfassen?
Neben den um Bonusstücke erweiterten Studioalben – dem aus der Zeit gefallenen Debüt, das eher einer Spieluhr aus der Belle époque ähnelt als einem zeitgenössischen Pop-Album, dem dunkel-romantischen „Poses“, den melodramatischen „Want One“ und „Want Two“, dem überkandidelten „Release The Stars“ und der düstere Trauerarbeit „All Days Are Nights: Songs For Lulu“ – enthält die samtüberzogene Box auch alle Live-Alben, eine CD mit Soundtrack-Beiträgen, eine mit Kollaborationen und eine mit Raritäten sowie auf sechs DVDs alle bisher erschienenen Dokumentationen, Videos und Konzertfilme.
Die größte Entdeckung sind jedoch die Demos, die der 23-jährige Wainwright 1995 mit dem Produzenten Pierre Marchand aufnahm. Es ist erstaunlich, wie klar man in diesen nur zu Piano und Gitarre gesungenen Songs schon den Geist und die Grandezza der späteren Alben erkennen kann. Diese Aufnahmen sind kein – wie es sonst in solchen Fällen immer heißt – Rohdiamant, sondern schon komplett geschliffen.Viele der Songs landeten zwei Jahre später in großer Produktion mit Streicherarrangements auf dem Debüt. Hier gründet die riesige Ambition, die hinter allem steckte, was danach folgte, von der Aufführung eines Judy-Garland-Albums bis zur ersten Oper „Prima Donna“, die in „House Of Rufus“ leider nur in Form einer Dokumentation vertreten ist.
Im nächsten Jahr will der Künstler, der von sich selbst sagt, er sei „Verdi, gefangen in Lady Gagas Körper“, ein grelles, von Mark Ronson produziertes Pop-Album veröffentlichen, dann ein bisschen Gewicht zulegen und Opernkomponist werden.