Ryan Adams :: Heartbreaker
Wunderbares Solo-Album des Wiskeytown-Sängers zwischen Folk & Rock
Plattenfirmen behaupten ja gern, der Künstler stehe im Mittelpunkt ihrer Bemühungen. Was davon zu halten ist, wird spätestens klar, wenn das große Fusions-Fieber ausbricht. Whiskeytown? Vorläufig zerflossen in der Hitze der Kernschmelze Interscope/Geffen, einem dritten Album zum Trotz, das jetzt fertig in irgendeinem Tresor schlummert. Das ist bitter, aber nicht bitter genug für Ryan Adams. Und auch nicht so bitter(süß) wie diese 15 Songs, mit denen der Whiskeytown-Chef sämtliche Ansprüche untermauert, die andere eher an ihn stellten als er an sich selbst. Mit seinem aus mancherlei Not geborenen Solo-Ausflug „Heartbreaker“ belebt der Mann aus North Carolina die alte Achse New York – Nashville mit einem echten Herzensbrecher, garantiert ohne doo-doo-doo. Das bleibt ihm und dem geneigten Hörer regelmäßig im Halse stecken.
An der Ostküste holte sich Adams den Stoff für seine intimen, schutzlosen Momentaufnahmen von Verlust und Trennung, die wie nicht nur „Call Me On Your Way Back Home“ fast still zu stehen scheinen – nach dem schmerzlichen Abschied in Music City USA die geeigneten Begleiter, um diese, wie sagt man: (kon)genial zu vertonen. Gillian Welch und David Rawlings nämlich, sowie in Ethan Johns einen versierten Multi-Instrumentalisten und verständigen Produzenten. Dazu singen Emmylou Harris („Oh My Sweet Carolina“) und Kim Richey („Come Pick Me Up“) jeweils einmal mit.
Das eher berückende ab berauschende Ergebnis (was in der Natur der zerbrechenden Sache liegt) stuft Adams als „a rock-n-roll kind of folk record“ im „Greenwich Village style“ ein. Tatsächlich dürfte das wundervolle „Damn, Sam (I Love A Woman That Rains)“ eine von den unverschämtesten Dylan-Hommagen sein, die jemals ersonnen wurden. Doch selbst da, wo Adams so dicht an den ewigen Archetypen arbeitet, bleibt immer ein kleiner Schlenker, der nur ihm selbst gehört wie diese brennende, unduldsame Stimme.
Und was ist mit Whiskeytown? Das nächste Album soll im nächsten Jahr kommen, wo auch immer. Bis dahin ist „Heartbreaker“ Trost genug – und wohl auch darüber hinaus.