Saul Williams – Amethyst Rock Star

Jetzt steht er da, Saul Williams, neueste Hoffnung der HipHop-Avantgardisten und Allesüberkreuzer, und redet viel. Der renommierte Slam-Poet und Gelegenheitsschauspieler ist gern gesehenes Druckmittel in allerlei Kolumnen für die Lyrik der jungen Wilden, veröffentlichte in der „NY Times“ und in „Elle“ schwindelerregende Wortschwalle über eigentlich alles und ist mit seinem Einstand als Drehbuchschreiber und Darsteller in dem Film „Slam“ 1998 gar beim Sundance Film Festival hoch prämiert worden.

Auf seinem ersten Album vermengt er einigermaßen rücksichtslos Hip-Hop und Breakbeat, Hard Rock und Hörspiel zu einer wilden Mixtur, die ihm freilich nur als Projektionsfläche für das dient, was er am liebsten tut: viel reden. Die entsprechenden Adjektive kommen einem bald. Eklektisch, dekonstruktivistisch, modernistisch. Und anstrengend. Williams redet/rappt in einem so irrwitzigen Tempo und mit unbestrittener Energie von Göttinnen, dem Leben, Niggaz und der Freiheit, dass einem bald das Gemüt dröhnt von der verbalen Flut. Satte vier Stücke braucht es, bis die von Rick Rubin so recht stimmungsvoll inszenierten Beats und Klangfahnen überhaupt irgendwie mehr sind als bloß enervierende Geräuschkulisse – dann kontrapunktiert die Kanadierin Esthero, die ja auch alles in einen Topf schmeißen mag, den Vokabelwahn mit einem gesungenen Fragment. Puh.

Doch die wilde Fahrt geht weiter – kaum hat man sich an die Drum 8C Bass- und Hip-Hop-geschwängerten Sample-Szenarien gewöhnt, wechselt Williams rasch das Lager, echauffiert sich in den Liedern fünf bis acht in rumpeligen Hard Rock/Crossover-Korsetts und bittet gar Red Hot Chili Peppers‚ Chad Smith an die große TrommeL Das glaubt man aber nun gar nicht mehr: Gehen die Klänge aus dem Apparat noch gut zusammen mit der Slam- und HipHop Attitüde des Herrn Williams, bleibt er, da hilft kein noch so bemühter Hendrix-Verweis, beim analogen Gitarrendröhnen ein Fremder. Dabei ist Saul Williams natürlich

ein ganz famoser Slammer; mit Gewalt und Tempo rast er gegen die Themen und hangelt sich durch einen wirren Wust aus mystischen Fragmenten und reflexiver Selbstbetrachtung. Manchmal wird eine Art Happening daraus, wie in dem überlangen „Our Father“, bei dem Williams die eigene Stimme zur Installation stapelt und so mit seltsam flehenden Worten um Erlösung buhlt – indes, folgen kann man bei all dem nicht Ein Lied heißt übrigens „Penny For A Thought“.

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