Serie der Woche: „Drunter und drüber“
„Wondratschek, du musst den Leuten die Chance geben zu trauern“, sagt die Frau vom Krematorium, die alles verbrennt, was ihr in die Hände kommt. „Mach ich, aber bitte nach Vorschrift“, antwortet Helmut „Heli“ Wondratschek (Nicholas Ofczarek). Der wahrscheinlich deshalb auf dem Friedhof arbeitet, weil er mit Toten besser klarkommt als mit Lebenden. Keiner kennt sich so gut wie er mit der Friedhofsordnung, den Vorgaben für Grabbenutzungsberechtige oder dem Ruhestätten-Kapazitätsausgleich aus. Deshalb, da ist er sich sicher, ist er nur noch einen Stempel davon entfernt, Friedhofschef zu werden. Doch dann schickt das Wiener Stadtamt Ursula Fink (Julia Jentsch) vorbei, die bisher für Hundeparks und Kinderspielplätze zuständig war. Und dass ausgerechnet so eine jetzt den Friedhof Donnersbach leiten soll, will sich Heli natürlich nicht bieten lassen.
Das Dreamteam Ofczarek und Jentsch aus „Der Pass“ ist in „Drunter und Drüber“ kaum wieder zu erkennen, da Ursula Menschen fast so sehr liebt, wie Heli Vorschriften. Auch wenn es in der Komödie nicht wie in dem Alpen-Thriller um menschliche Abgründe geht, sondern um Slapstick, makabre Situationskomik, Schrulligkeiten, Unbeholfenheiten und absurde Wendungen, beweisen die beiden erneut grandios ihr Können und ergeben ein herrlich seltsames Hauptfiguren-Paar.
Und ganz viele Extrapunkte verdient sich die Serie von Judith Westermann und Christopher Schier dadurch, dass sie die Tradition der Serie in der Serie wiederbelegt und der Story einen fantastischen Dreh verpasst. Die Beerdigten müssen hier nämlich erst einmal im Wartezimmer des Jenseits Platz nehmen, bis entschieden wird, wie es mit ihnen weiter geht. Und dort läuft auf alten Fernsehern eine Sitcom namens „Die Drüber“, die verblüffende Ähnlichkeit mit „Drunter und Drüber“ hat. (Prime Video)