Serie der Woche: „Mozart/Mozart“

Das glamouröse Spiel mit den Kontrasten gelingt "Mozart/Mozart" nicht so recht ...

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Schon ärgerlich, wenn man eine Menge Talent hat, und der kleinere Bruder ist ausgerechnet Wolfgang Amadeus Mozart. Maria Anna, das „Nannerl“, war stets nur eine Randfigur in der Geschichte des Wunderkinds, nun wird sie zum Star eines fiktiven Sechsteilers. Weil Amadeus den Druck nicht aushält und die Existenz der Familie gefährdet ist, übernimmt Maria im entscheidenden Moment für ihn. Nachdem er sich mit Schmerzmitteln vollgepumpt hat, spielt sie in Schönbrunn um ihrer beider Leben. (Natürlich sieht sie in keinem Moment wirklich wie ihr Bruder aus, aber solche Petitessen sollten bei Filmen und Serien egal sein.) Und dann verliebt sich auch noch Antonio Salieri in sie.

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Havana Joy („Love Sucks“) spielt Anna mit einer wilden Entschlossenheit, Eren M. Güvercin („Euphorie“) den exaltierten Amadeus auch sehr charmant. Die Perücken sehen allerdings bei beiden ein bisschen albern aus. Ihre Gesichter sind einfach zu modern und widersprechen ständig den barocken Kulissen. Dieser Mozart hat eher etwas von Bob Dylan zu seiner Judas-Phase. Ein Versehen ist das sicher nicht. „Mozart/Mozart“ soll kein richtiger Historienschinken sein, sondern ein glamouröses Spiel mit Kontrasten. Die Szenerien wirken dabei leider manchmal, als habe man überlegt, wie man jetzt mal ein üppiges Feuer oder eine scharfe Tanzsequenz einbauen könnte, damit das Ganze schön opulent wird. Sogar die klassischen Melodien wurden gewaltig aufgepumpt. Ein zeitgemäßes Spektakel wird das hier trotzdem nicht, dafür schleppt sich das Drama etwas zu gemächlich dahin, und dass Amadeus ein Rockstar war, wissen wir dank Falco ja längst. Ob die ARD so das junge Publikum zurückgewinnen kann, das schon jetzt sehnsüchtig auf die nächste Staffel „Maxton Hall“ wartet? Wahrscheinlich nicht, aber vielleicht eignet sich die Serie zum gemeinsamen Binge-Watching über Weihnachten – wenn die Alten dann nicht zu oft „So war das doch gar nicht …“ sagen. (ARD)