Shadow Of The Vampire – Regie: E. Elias Merhige

(Start 21.6.) Er hat das hagere Gesicht eines alten, gerupften Vogels. Die Nase unter dem kahlen Schädel ist grotesk gekrümmt wie ein Schnabel, die Augäpfel liegen in tiefen, dunklen Höhlen. Seine Hände sind meist vor der Brust gekreuzt, und manchmal zuckt er erregt mit den dürren Finger, die in langen, krallenartigen Nägeln enden, und stößt ein Zischen aus wie eine Schlange. Er heiße Max Schreck, sagt der Regisseur über den obskuren Fremden, der wohl ein Mann ist, und sei ein methodactor, den Stanislavski ausgebildet habe. Mit ihm wolle er den realistischsten Film aller Zeiten drehen.

Sein Meisterwerk heißt „Nosferatu – Eine Symphonie des Schreckens“, der erste Klassiker des Vampirhorrors und das Vorbild für viele weitere Filme des Genres, 1922 gedreht vom Deutschen Friedrich Wilhelm Murnau mit einem gänzlich unbekannten Schauspieler in der Titelrolle. Der New Yorker Regisseur und Ästhetik-Dozent E. Elias Merhige hat nach dem Horrorhriller „Begotten“ und Musikvideos wie für Marilyn Mansons „Antichrist Superstar“ nun eine kongeniale Hommage inszeniert an den homosexuellen Kunsthistoriker, der sich für einen Visionär hielt, den expressionistischen Stummfilm mit prägte und 1942 bei einem Autounfall in Hollywood starb. Doch „Shadow Of The Vampire“ ist kein Porträt oder Gruselstück, sondern ein amüsantes Making-of… „Nosferatu“, eine Referenz ans Kino und eine kunstvolle Reflexion über Obsession, woraus Drehbuchautor Steven Katz die Idee ableitet, Murnau könnte mit einem echten Vampir gearbeitet haben – dem er nur ein Pseudonym gab mit dem ohnehin trefflichen Namen Max Schreck.

John Malkovich verkörpert Murnau dizipliniett und mit fiebriger Selbstgewissheit „Wir sind wissenschaftlich dabei, etwas Bleibendes zu kreieren“, sagt er zu seinem Produzenten Grau (Udo Kier). In weißen Laborkitteln und mit Schutzbrillen stehen die Stummfilnunacher am Set. Murnau leitet die Schauspielern beim Dreh, spricht Texte hingerissen mit. Und aus der Kameraperspektive, Murnaus drittem Auge, wechselt die Farbe zu Schwarzweißbildern.

Für die Authentizität dreht er auf einem Landgut in Osteuropa. Dort erst stellt er Schreck vor, der nicht interessiert sei an Konversation. Als Grau ihn beim Schnaps am Lagerfeuer neckt, er solle doch endlich mal die Maske ablegen, schnappt der eine Fledermaus und saugt sie schmatzend aus. Er wird herrlich nuanciert von Willem Dafbe, grunzt lüsternd und verzieht die Oberlippe wie Klaus Kinski in ^ferner Herzogs Remake, und streitet sich wie ein trotziges Kind im Bonbonladen mit Murnau, da er sich an der Filmcrew verbeißt. Aus Sorge um seinen Film verspricht ihm der Perfektionist den zarten Hals der Diva Greta, wenn er still halte. Der legendäre Schlussakt am Bett bei Tagesanbruch wird zum aberwitzig-triumphalen Opfer für die Kunst

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates