Shirley Bassey – The Performance
Für die Statistik-Fexe zunächst zügig die Zahlen: 135 Millionen verkaufter Platten, 73 Jahre, 65. Album, erstes komplett neues Material seit 27 Jahren. Petitessen, die man getrost sofort wieder vergessen kann, denn alle Schlingerigkeiten, die ein solches sogenanntes Comeback in hohem Alter üblicherweise mit sich bringt, durchschreitet Dame Shirley Bassey mit Grandezza. Das liegt vor allem daran, dass die alte Dame sich reichlich illustren Besuch eingeladen hat.
Rufus Wainwright, die Manie Street Preachers und KT Tunstall haben Lieder beigesteuert und eingespielt, die zusammen tatsächlich jenes raschelnde Fotoalbum füllen, von dem im ersten Stück „Almost There“ die Rede ist: Leicht alberne Schnappschüsse wie Wainwrights spanisches Gitarrenmusicalstück „Apartment“ und romantische Porträts wie Gary Barlows „This Time“. Gruppenausnahmen wie „Our
Time Is Now“, geschrieben John Barry und Dan Black, die einst für Basseys große Bond-Titelsongs verantwortlich zeichneten. Kokette Schnäuzchenquatschbilder wie „Nice Men“ von KT Tunstall, ein schmissiger, Posaunenumschallter Stoßseufzer.
„TheGirlFromTigerBay“,ein Strandspaziergang mit hochgekrempelten Hosenbeinen und den Manie Street Preachers, erinnert mit einem kleinen Textschlenker an Basseys Zusammenarbeit mit den Propellerheads für „Histroy Repeating“. Wie dieses Projekt sind auch die Kooperationen frei von peinlicher Ranschmeiße an eine junge Zielgruppe, die man befürchten hätte können, nachdem Dame Shirley zuletzt in Gummistiefeln mit Glitzerinitialen durch den Glastonbury-Schlamm trappste, um den jungen Leuten ein paar Lieder zu singen. Erstaunlicherweise befremdet es auch keineswegs, wenn sich hier ein – Entschuldigung – Ömchen immer mal wieder als „girl“ bezeichnet. Im Gegenteil: Wenn Bassey in Richard Hawleys „After The Rain“ zu Klavier und Cello „This girl just can’t take it anymore“ singt, klingt das tatsächlich, ja: mädchenhaft.
Faszinierend zeitlos und verblüffend zurückgenommen ist all das – für jemanden, der sich bei einem Konzert durch zu energisches Luftholen mal eine Rippe gebrochen haben soll, ein großes Zeichen von Alterssouveränität. (UNIVERSAL) ANJA RÜTZEL