Short cuts

Andre Williams

Bait And Switch

Der betagte Rhythm 8C Blues-Hustler betätigt sich einmal mehr als frivoler Fallensteller für Feministinnen, die Zunge bis zum Anschlag, lechzend und lüstern. „Sling her, bang her and give her cab fare home“, rät der Filou, und das rüde, unkeusche Backing kommt von Robert Quine, Lonnie Youngblood sowie diversen ehemaligen A-Bones. Auf Ike Turners „It’s Gonna Work Out Fine“ duettiert der Weiberschreck gar mit Ronnie Spector, die im Umgang mit notgeilen Machos ja durchaus Übung hat. Gamge soul anyone? 3,5

Lee Rocker

Blue Suede Nights (hyperiension)

Brian Setzer äußert sich nicht sonderlich begeistert über das musikalische Output des Ex-Kollegen. Verständlich, nimmt man dieses Live-Album als Maßstab: ordentlicher, gut gespielter, wenig inspirierter Rock’n’Roll zu Songs von Rocker selbst, von Hank Williams und Leon Russell, vor allem aber vom Idol Carl Perkins. 2,0

Velvetone

Dark Blossom (crosscut/edel)

Deutschlands derzeit beste Band verneigt sich ebenfalls tief vor der Tennessee-Legende und covert ingeniös dessen „Her Love Rubbed OfP, mit Ray DeVarios mitternächtlich verhalltem Hiccup zu einer Lap-Steel, die sich wie giftiger Efeu um die Melodie windet Facettenreicher und fulminanter wird die Farbenpalette des Roots-Rock auch in den Staaten nicht mehr zum Einsatz gebracht, seit die Blasters auf Eis liegen. Velvetone verblenden Blues und Billy, Punk und Swing, Cajun und Country, usurpieren auf dem düsteren JLast Destination“ das Gelände zwischen Calexico und den Cramps und füllen „Endless Sleep“ mit soviel Twang und Tragik, dass man für fünf Minuten das geniale Original von Jody Reynolds vergisst. Klasse Platte. 4,0

The Paladins

Palvoline No. /(RUF)

Das US-Gegenstück zu Velvetone, Boogie-orientierter, Hot-Rod-vernarrter und Honky-Tonk-trunkener, jedoch nicht halb so aufregend. „Gone und „Long Way To Town“ sind auf Bakersfield-countryeske Weise hübsch, Just A Matter Of Time“ bildet den Bluesballadesken, Piano-beschwingten, sehnsüchtigen Epilog. 3,0

Greyhound Soul

Alma De Galgo (M u s i C NETWORK) „The sound of the desert“ wähnt Howe Gelb in Greyhound Soul am Wirken, und wer sind wir, das Urteil des Wüstenfuchses anzuzweifeln? Ergänzen müssen wir indes dürfen. Und zwar, dass Sänger Joe Pena gern grummelt und krächzt wie Tom Waits‘ kleiner Bruder, dass seine Band adäquat rotzt und poltert und bolzt und dass sie mithin Tucsons Antwort ist auf die Black Crowes. 2,5

Blue Oyster Cult Curse Of The Hidden Mirror (SANC T U A RY)

„Don’t Fear The Reaper“ war ein unsterblicher Moment der Rockhistorie, absolut grandios. Was Blue Öyster Cult heute bieten, reicht von Led Zep für Arme auf „One Step Ahead Of The Devil“ bis zum Herunterbeten sattsam bekannter Seventies-Klischees. „Old Gods Return“ prahlt einer der Tracks. Als Karikaturen, leider. 1,5

TheChameleons Why Call It Anything? ( a R r F u t)

Am Eighties-Revival partizipieren wollen Manchesters Chameleons, seinerzeit semi-gothisch, semi-hymnisch, semi-erfolgreich, heute semi-gothisch, semi-hymnisch und erfolglos. Nicht ohne die eine oder andere hübsch verpackte, an ominösen Stellen versteckte Pop-Idee, so im vergleichsweise emphatischen „Truth Isn’t Truth Anymore“. 2,0

The Real Kids

Senseless inorioni Wer Spätsiebziger-Punk-Pop liebt und die ersten vier Ramones-LPs bereits hat, wird mit „The RealKids“, dem Debüt-Album der Powerpopper aus Boston, bestens bedient. „Senseless“ ist live, datiert von 1982 und ist ein teils rechtschaffener, teils recht müder Abklatsch. Die Kinks und die Everly Brothers werden durch die Garage gejagt, und „All Kindsa Girls“, die sublime Kids-Single, wird unzeremoniell abgefackelt. Man muss wohl dabei gewesen sein. 2,0

Richard Dobson HumOfTheWheels (BRAMBUS/GUTTERHOUSE)

Ein weiteres feines, in deutschen Landen produziertes Album des globetrottenden, Songs ausschwitzenden Texaners. Naturschönheit und Zivilisationsverdrossenheit bleiben seine wichtigsten Themen, doch singt Dobson auch von bisher unbesungenen Kriegsmassakern und dem mählichen Verschwinden alter Sprachen und Kulturen. Prädikat: wertvoll. 3,0

Martin Simpson The Bramble Briar (TOPIC/I N. AKUSTIK)

Seine Exkursionen in Blues-Primitivismus und Gospel-Kraft haben des Virtuosen Fingerfertigkeit nicht beeinträchtigt „Briar“ bringt britische Folk-Finessen ohne jene weihevolle Innigkeit, zu der er sich einst mit seiner Frau Jessica versammelte. Dafür verblüfft der Künstler wieder einmal mit atemberaubenden Saitenspiel, an seiner Seite ein anderer Großmeister des britischen Folk-Revival: Martin Carthy. 3,0

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