Short cuts

Michel van Dyke

Die große Illusion c p o l y d o r ) Er schreibt nicht nur Songs für Echt, er klingt inzwischen auch genau wie seine kleinen Freunde. Michel van Dyke hat das Album aufgenommen, zu dem Echt noch nicht gekommen sind, weil sie lieber nackt über die Reeperbahn laufen, statt sich solch gefällige Melodien auszudenken. Ein bisschen schluffig, aber durchaus charmant singt der bekennende Romantiker nun vom Paradies und anderen unsinnigen Hoffnungen – mit einem ausgeklügelten Breitwandsound im Hintergrund.3,0

NTS

Hey Loveley usland/mercuryi Sommer, Sonne, Spaß – darauf basiert das Debüt der Bayern. Mal singen sie in seltsamem Englisch (siehe Albumtitel), mal vertonen sie Teenager-Gedanken in putzigsten Reimen. Meist geht es um Mädchen, natürlich. Selten ist ihr Poprock mehr als durchschnittlich, aber immer mit voller Wucht gespielt. Energie haben NTS, doch manchmal fehlt noch der entscheidende Mut zur Eigenständigkeit Aber das hat Blink und all den anderen US-Combos ja auch nicht gerade geschadet. 3,0

Berger

Gift (BMG) Der Typ ist ja nicht blöd. Hat gemerkt, dass er im deutschen HipHop keine Chance hat Nach „Big Brother“ und „Zeig mir dein Gesicht“ kannte ihn zwar fast jeder, aber ernst nahm man ihn deshalb nicht Also macht Sascha Berger bei seinem zweiten Album lieber wieder, was ihm sowieso immer besser gefallen hat: Rock, mit etwas Pop und nicht zu wildem Punk. Bisweilen beleiht er recht dreist Die Toten Hosen („Wenn du mich nicht lieben kannst..“), meistens fällt ihm aber was Eigenes ein – leider manchmal auch etwas zu alberne Texte. 3,0

Niemann

Die Welt ist ein Irrenhaus {BERLIN RECORDS) Niemann können sich nicht recht entscheiden, ob sie nun den Prinzen nacheifern sollen, Purple Schulz oder Put Ihr Debüt ist leider weniger originell als das ironische Loblied „Im Osten“. Das war zwar vor allem im Osten ein Hit, hat aber allemal mehr Witz ab der Rest der Stücke, die mal sehnsüchtig bis larmoyant klingen („Komm zurück“), mal nur armselig („Einsam“) – allerdings nie so anbiedernd wie die aus Bietigheim-Bissingen.2,5

Lotus 7

Dance Naked, Be Wild ( m i c r o p a l ) Das ist doch mal ein Motto! Lotus 7 hören sich tatsächlich an, als tanzten sie gerne nackt in den Sommet; ohne sich darum zu scheren, was andere denken. Entspannte Pop-Melodien gehen ihnen leicht von der Hand, dabei werden sie nie banal und ganz selten beliebig. 3,5

Lemonator

The Waltz (ODOR/INDIGO) Die Finnen finden doch immer wieder eine Möglichkeit, aus bekannten Versatzteilen etwas Neues zu machen, das dann auch noch unverschämt lässig wirkt Lemonator lieben schwelgerischen Pop und feine Arrangements – und verdaddeln sich nur, wenn sie mal versuchen, cool zu klingen. Drumcomputer sind eben doch keine so gute Erfindung gewesen. Lasse Kurkis wehmütige Stimme versöhnt aber sogleich. 3,5

Eisheilig (NAPALM/SPV)

Da sollten Subway To Sally und all die anderen Pseudo-Goten mal genau hinhören. Bei Eisheilig kriegt man richtig Angst das ist kein alberner Mummenschatz, sondern echte Endzeit-Lyrik – wie Type O Negative ohne den TestosteronÜberschuss. Wenn Dennis Mikas seine dunklen Verse in tiefster Tonlage singt und der Bass dazu gnadenlos wummert, dann ist die Apokalypse nahe. Schönes Grauen. 3,0

Bottom

reels So Good When You’re Gone…

(M AN S RUIN/CARGO) Drei Frauen mit einer Mission: den Männern zu zeigen, dass sie härter rocken können. Nila grölt wie ein Typ, der zu oft in den Whisky-Topf gefallen ist Sina schrubbt ihre Gitarre, bis es weh tut Schön ist das nicht, aber man kann sie der rohen Kraft kaum entziehen. In den 70er Jahren wäre das Trio mit den krachenden Riffs freilich besser aufgehoben gewesen als in der Gegenwart3,0

UriahHeep

Future Echoes Of The Past (ClASSIC ROCK LEGENDS) „The Very Best Of Unah Heep Live“ ist vielleicht nicht unbedingt das Doppelalbum, auf das alle gewartet haben. Aber Heep haben ja Recht, wenn sie im Special-Edition-Booklet fragen: „Is there any veteranrock fan in Germany who doesn’t know diis classic song?“ Jeder kennt „Lady In Black“, und es wird bei allen Gigs immer noch mitgeschunkelt, was das Zeug hält. Das hört man förmlich. 3,0

The Fullbliss

RAL9005(four/sony) Mit JUD hat David Judson Clemmons vor kurzem wieder ein grandioses Rockalbum geschafft Bei seinem Nebenprojekt geht er es viel ruhiger an, setzt auf minimalistische, manchmal fast folkige Instrumentierung und rückt seine Stimme in den brdergrund – eine Stimme, die auch berührt, wenn sie mal danebenliegt Clemmons kann gar Nick Caves „Henry Lee“ covern, ohne peinlich zu sein. Nötig hat er es keinesfalls. Er kann ja selbst so traurige Songs schreiben. 4,0

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