Short Cuts

SourJazz

Lost For Life (GHOST RIDER/IMPORT) New York City Rock zwischen Punk und Sleaze, Riff-Kantigkeit und Jazz-Kunst, brachialem Keller-Grollen und psychedelischen Eskapaden. Das fast zehnminütige „No Fun(house)“ beginnt mit floydianischem Mood-Mosaik, wechselt ins Stooges-Standard-Fach, so haarig wie unernst, um schließlich einen Satz Bläser hinzuzuziehen und sich in seltsam dissonanten Sound-Kaskaden zu entladen. Auch die Coverversion des Saints-Klassikers „Messin‘ With The Kid“ hat Klasse. Neben Sour Jazz wirken The Strokes wie orte trick ponies. Dies ist ihre zweite LP, wie das Debüt vinylonly. 220 Gramm schwer und auch sonst gewichtig. 4,0

The Shis

Oh, Inverted World (SUB POP/C A RGO) Wunderlich Jangle-beschwingter Pop aus dem Brit-Pool der späten Sixties von einer Band aus New Mexico. Auch Kalifornien klingt an, die Byrds vor allem und Love, doch sind es englische Songstrukturen, die den Shins ihren Charakter geben. Ray Davies stand Pate, die Searchers und die Zombies. Nicht nachgespielt wohlgemerkt, schon nachempfunden. Very nice indeed. 3,5

Roger McGuinn

Treasures From The Folk Den (HYPERTENSION) Während die Welt seinen 12String-Rickenbacker-Sound kopiert, begibt sich Roger McGuinn zurück in die Zeit vor den Byrds und poliert eine Kette von Folk-Traditionals auf, die bereits Patina angesetzt hatten. „Nottamun Town“ etwa, das Bert Jansen einst ausgrub, oder .John Riley“, von den Byrds selbst in die ^tii Dimension“ transferiert. Als Sideman von Judy Collins hatte McGuinn diese Musik vor beinahe 40 Jahren schon gespielt. Da macht es Sinn, dass sie auch auf „Treasures“ singt, neben anderen gestandenen Folkies wie Joan Baez und Pete Seeger. Greenwich Village revisited. Ein durchaus inspiriertes, phasenweise beseeltes Klassentreffen, nicht ohne Nachwuchs indes. Es fiedelt die reizende Eliza Carthy. 3,0

Cool Blue Rocks

Rock & Roll In The Bluegrass Tradition (HIGHTONE/FENN) Grenzüberschreitungen in die entgegengesetzte Richtung: Bluegrass-Virtuosen wie Mike Auldrigde, Sam Bush jerry Douglas, Bela Reck oder Tony Trischka covern Dylan und Dire Straits, Hendrix und U2. Könnerhaft und einen Hauch zu kühl.2,5

Del McCoury Band

Del & The Boys (C EIL I MUSIC/FENN) Mehr Bluegrass der stromlinigen, rassig-orthodox gespielten Art. Nach Exkursionen ins Rock-Terrain mit Steve Earle und in die Kifferzone mit Phish holt sich Mc-Coury seinen Stoff diesmal aus dem Supermarkt Nashville, covert aber auch Richard Thompson und Frank Sinatra. Beachtlich.3,0

Ray Wylie Hubbard

Eternal And Lowdown (Philo/fenn) Schon seine Seventies-Platten auf Reprise, Lone Star und Renegade wiesen Hubbard als Hobo zwischen den Welten aus: Texas Country, Redneck-Rock und Western Swing gehörten zu seinem musikalischen Vokabular, alles durchwirkt mit dem Geist des Blues. Der gewinnt auf „Eternal“ gar die Oberhand: Lightin‘ Hopkins und Mance Lipscomb, Legenden aus dem Lone Star State, bilden das Fundament, Folk-Poeten wie Tom Rush das Gerüst, auf dem Hubbard performiert. 3,0

Nanci Griffith

Clock Without Hands (E L E K T R A ) Den schmalen Grat zwischen Kitsch und Kunst hat sie in den 90er Jahren mehr als einmal überschritten (und sich an Sandy-Denny-Covers überhoben), doch mit „Clock“ macht die Lerche des Texas-Folk einiges wieder gut. Die meisten Tunes stammen aus eigener Schmiede, sind von gewohnter Süße und Reife, doch transportieren sie auch Arger und Enttäuschung. John Stewart wird gleich dreimal gecovert, Frank Sinatra nur einmal. Einmal zuviel. 3,0

Magna Carta

Seasons In The Tide (GOLD CIRCLE/INAKUSTIK) Ihre frühen Aufnahmen für Fontana und Mercury waren auf entwaffnende Art hübsch. Manchen galten Magna Carta gar als britisches Gegenstück zu Simon & GarfunkeL Auf Vettigo verwandelten sie sich indes nach und nach in Barclay James Harvest für Folkies, die Musik des Trios wurde immer platter und prätentiöser. Inzwischen ist vom Ur-Trio nur noch Chris Simpson übrig, der die meisten Lead Vocals auch noch seiner Frau Linda überlässt. Erschreckend harmlos. 1,5

The Go-Go’s

God Bless The Go-Go s (EPIC/SONY MUSIC) Nein, an ihre beiden ersten, von Richard Gottehrer inszenierten Knaller-LPs reicht diese Reunion-Platte nicht heran. „Beauty And The Beat“ und „Vacation“ waren Meilensteine des Power-Pop. Doch mit der von Martin Rushent produzierten dritten LP, „Talk Show“, kann sich „God Bless“ 17 Jahre später durchaus messen. Sie haben’s noch, ihr Händchen für Melodien, ihr Herz für Garage-Beat, ihre LA-Frivolität und ihre Lust am Singen. Bless ‚em. 3,5

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