Short Cuts von Birgit Fuß
Ray Wilson – Change
Es ist schade, dass man von Ray Wilson immer im Präteritum spricht: Er hatte mit Stiltskin einen Hit („Inside“), er war Sänger bei Genesis, als die alle Stationen riefen, aber kaum eine antwortete. Jetzt ist Wilson solo, und das tut ihm gut. Sein Debüt klingt lässig und unprätentiös eben so, wie der Schotte sich selbst sieht: Er ist nicht der beste Sänger, das aber mit Leidenschaft. Er schreibt einfache Rocksongs, gern auf der Akustikgitarre. Er braucht gar keinen Pomp, auch wenn er manchmal zum Pathos neigt. Dass sein hübsches „Another Day“ nun ausgerechnet im Trance-Remix von Armin van Buuren im Radio läuft, ist nicht fair. (inside-out/SPV) 3
Luka Bloom – Amsterdam
Alles, was man Luka Bloom bei seinen Studioalben vorwerfen kann – Manierismen, Schmalz und Kitsch – fällt auf der Bühne von ihm ab. Da bleibt nur die akustische Gitarre übrig, die schwankende Stimme, die herrlichen Songs: eigene („Exploring The Blue“, „Don’t Be So Hard On Yourself“) und welche von Kollegen, mit denen man nicht gerechnet hätte, wenn man nicht wüsste, dass man bei Luka mit allem rechnen muss. Marleys „Natural Mystic“ ist kaum noch Reggae, bei Dylans „Make You Feel My Love“ pfeift er sich direkt ins Herz. (Skip) 3,0
Tenacious D – Tenacious D
Jack Black war der gemeine Nerd in „High Fidelity“ und der oberflächliche Depp in „Schwer verliebt“. Vor allem aber ist er der Sänger von Tenacious D, die sich selbst zwar nicht ernst nehmen, ihre Musik aber schon. Da gehen sie kein Risiko ein: Sie lassen die Dust Brothers produzieren und holen sich Hilf e von Dave Grohl und anderen prominenten Kollegen. Zwischen lustigen Anekdoten gibt es fast so lustige Songs. „Tribute“ ist ein solches an die besten Lieder der Welt,“Dio“urkomiscK-Drive-Thru“ unbeschreiblich. Rock, Country, Folk, Metal -you name H, theygot it. (EPIC/SONY) 3,5
Driftland – Songs Of Love And Hope
Thorsten Wingenfelder wollte mal was anderes machen als Fury In The Slaughterhouse. Warum Driftland nun genauso klingen, bleibt das Geheimnis des Gitarristen. Poprock, so harmlos wie langweilig und mit haarsträubend naiven Texten. „Song Of Love And Hope“, „Youth Is Wasted On The Young‘ – Klischee um Klischee. So wird kein neuer Macca draus, trotz „Maybe I’m Amazea-Cover.(Pirate/sony)1,5
The Possibillities
WayOut Fünf sagenhaft harmonierende Stimmen, dazu schwelgerische Keyboards und Melodien aus dem Himmel – selbst im von Musikern überbevölkerten Athens/Georgia müssen The Possibtlities auffallen – und tun es auch: Jack Logan nimmt sie gern als Backing-Band, R.E.M. wollten sie als Vorgruppe, The Minus 5 spielen ihre Songs. Auf, Way Out“ jagt ein Treffer den nächsten – viel Sixties-Pop, ein bisschen Psychedelik, zarter Rock, gar nicht modern und doch überhaupt nicht verstaubt. Zeitlos im allerschönsten Sinn. (ULFTONE/ EDEL CONTRAIRE)i4,0
Doubledrive – Blue In The Face
Schon nach einer Minute hat einen der Time-Warp erwischt. Die 80er Jahre. Als Sänger noch Shouter hießen und wahrscheinlich auch Scott Stapp noch Def Leppard hörte. Metal, wie er eingängiger nicht geht. Wuchtige Gitarrenriffs und niedliche Balladen. Lieder, die man sofort mitsingen kann, ja muss. Mainstream, ohne sich dafür zu entschuldigen. War gar nicht so schlecht. Zumindest erträglicher als Nickleback. (Roadrunner) 2,5
The Blood Brothers – Burn, Piano Island, Burn
Produziert von Ross Robinson da weiß man schon, was einem blüht. So magenumdrehend wie Slipknot sind diese Seattle-Punks nicht, aber verdammt schnell und schlecht gelaunt. Hysterischer Gesang, Stakkato-Drums, Wahnsinnstexte- beängstigend beeindruckend.(Artistdirect/ BMG)3,5