Short Cuts :: VON BIRGIT FUSS

David Usher – Morning Orbit (EMI)

Der Moist-Sänger steht gerne früh auf, um Songs zu schreiben. Wenn die Sonne aufgeht, entwirft er romantische Popsongs, die einen besser durch den Tag bringen sollen. „Alone In The Universe“ schwingt sich zu einer Hymne auf, bei „Black Black Heart“ duettiert er schwärmerisch mit Julia Gaiios – und geht nur bei der Untermalung ein bisschen zu weit: Opernchöre! Zu viel gewollt, genau wie beim bemüht modernen „Joy In Small Places“ mit Rapper Snow, der allerdings erstaunlich wenig nervt. Auch das eher träge Tracy-Chapman-Cover JFast Car“ wäre nicht nötig gewesen, doch dafür ist „A Day In The Life“ unverschämt gut gelungen: Usher zitiert tatsächlich die Beatles, jedoch deren „Across The Universe“. Mehr Leihgaben braucht er nicht Wenn sich Usher ganz auf die eigenen Songwriter-Qualiäten verlässt, strahlt die Sonne in den schönsten Farben. 3,5

Echobrain (CHOPHOU5E/SURFDOG/INDIGO)

Der eine – Drummer Brian Sagrafena – liebt Jazz und SouL Der andere- Dylan Dankin – verehrt Led Zeppelin, singt jedoch wahlweise wie Jim Morrison oder Layne Staley. Der dritte – Bassist Jason Newsted – war bekanntlich jahrelang bei Metallica. Wie das zusammenpasst? Überraschend gut. Echo-Brain einigten sich auf Alternative-Heavy-Rock, der manchmal noch schwerfalliger klingt als Soundgarden in ihren schlimmsten Stunden. Sie können aber auch anders: „Adrift“ wirkt seltsam psychedelisch, „SuckerPunch“ schwingt anfangs fast schwerelos vor sich hin, um schließlich, wenn es heftiger wird, einmal kurz an Metallica zu erinnern. Kein Wunder: Die Riffs kommen von Kirk Hammett. Der Rest klingt eher so, als hätten die Stone Temple Pilots endlich mal eine gute Platte gemacht. 3,5

Suit Yourself – Rockola (F.A.M.E./BMG)

Die Schwaben schonen sich nicht: Sie touren mit Die Happy und Sub-7even und wahrscheinlich auch allen anderen, die sie mitnehmen. Dumm ist das nicht: Das Quartett klingt auf seinem Debüt entsprechend routiniert – keine Spur von Schülerband. Ihr Rock ist auch schon auf mögliche Stadion-Auftritte zugeschnitten: klassisch, straight, mit treibenden Drums und ordentlich krachenden Gitarren. Ein bisschen deutsch ist der Gesang noch, aber immerhin nicht so dahingerotzt wie bei etlichen Kollegen. Nein, Suit burself bemühen sich, sie können ihr Handwerk, und wenn noch etwas Mut zum Originellen dazukommt, könnte es schon klappen mit der großen Karriere. 3,0

Systemhysterie – Wir fordern die Macht (ALIVE/UNIVERSAL)

Singen kann Tim Hespen ja nicht wirklich, aber hat einiges zu sagen, und das tut er mit Nachdruck. Die Musik – unaufdringlicher, recht moderner Rockpop – wummert so vor sich hin, im Vordergrund stehen immer die Worte. „Wir halten eigentlich nicht viel von dieser Welt“ heißt es, aber das Trio will sie doch verändern. Dabei sind sie durchaus kritisch der eigenen Sozialkritik gegenüber: „The Problem Of Making Protestsongs“ zählt auf, was alles dagegen spricht sich solchen Liedern zu widmen. Lieber erzählen die Hannoveraner von der Liebe- und klingen dann gern mal kitschig, aber allemal überzeugender als beim platten Lindenberg-Cover „Du knallst in mein Leben“. 2,0

Aromabar – Milk & Honey (Infracom!)

Raus aus den Clubs, rein in die Wohnzimmer – das war das erklärte Ziel der drei aus Wien. Zwar basiert ihr Sound immer noch auf Elektronik-Getüftel und Drumloops, aber Easy-Listening-Pop und Karin Stegers zärtlicher Gesang umschmeicheln einen jetzt tatsächlich wie Milch und Honig. Manchmal wird’s ein bisschen zu klebrig, zu beliebig auch, aber dann wird plötzlich beläufig Henleys „Invictus“ zitiert nicht ganz korrekt zwar, aber immerhin. **l/2

Poems For Laila – On A Wednesday (VIELKLANG/EFA)

Nach einem doch sehr verkitschten Solowerk zog es Nikolai Tomas zurück zu seiner Band, die sich wieder mal verändert hat Neben Tomas singt jetzt Lemonbaby Julia Goldlust, doch das nützt auch nichts. Zu anstrengend wirken die Versuche, einen „Soundtrack für Berlin“ zu schaffen – dafür haben wir doch schon Element Of Crime. Die traurigen Stücke reichen niemals auch nur annähernd an die Tindersticks heran, die fröhlicheren funktionieren gar nicht Mutig einzig die Bekenntnis: „I don’t like Americans.“ Der Rest ist schnell vergessen. 2,0

Four Elements Vol.II (FOUR/COLUMBIA/SONY)

Eine CD mit unveröffentlichen, eine mit bekannten Songs – so präsentiert sich Four Music nun schon zum zweiten Mal als Label, dem man auch bei Compilations vertrauen kann: Hier gibt es keinen Ausschuss, der sich nur „exklusiv“ nennt Stattdessen wünschen Blumentopf zu Recht „Viel Spaß“. 3,0

Sherrie Austin – Followin‘ A Feelin‘ (AGR /UNIVERSAL)

Shania Twain, die 127.- langsam wird es langweilig. Das Gefühl, dem die Australierin Austin folgte, führte sie zu Durchschnitts-Country-Pop, der kein Klischee auslässt. 1,5

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