Short Cuts :: VON BIRGIT FUSS

Matthew – Everybody Down (ryko/zomba)

Der erste Eindruck täuscht ein bisschen. Sänger und Gitarrist Brian McSwe«ney wäre wohl gern Thom Yorke, das hört man sofort. Beim Titelsong überschlägt sich seine Stimme, als habe man ihm gerade Stromschläge verpasst Der Chorus offenbart dann allerdings, worum es bei Matthew wirklich geht Das Quartett aus Chicago sucht auf seinem Debüt immer die zwingende Melodie, den unvergesslichen Moment Manchmal finden sie ihn auch. „This Time“ ist bis zum Aufbäumen im Refrain wunderbar schwermütig, „Streams“ rockt richtig und „Breathing“ hebt derart vom Boden ab, dass man die Luft anhält Kein Wunder, dass Starsailor die Band sofort ins Herz schlössen. 4,0

The Tragically Hip – In Violent Light (ZOE/EFA)

Dies ist schon das zehnte Album, und immer noch tappen The Hip außerhalb ihrer Heimat Kanada im Dunkeln. Warum will nur kaum einer diese Songs hören? Sind doch so entspannt, so beschwingt und mittlerweile so Mainstream, dass es eigentlich klappen müsste mit den Charts. Ging bei den Barenaked Ladies doch oauch, und Rob Baker und Kollegen wissen genauso gut, wie eingängige Popsongs funktionieren. Das Problem ist bloß: Manche Lieder sind so locker-leicht, dass sie durchs Ohr flutschen, ohne dass eine Zeile hängenbleibt – zumal der Humor von einst doch nur noch selten aufblitzt „A Beautiful Thing“? Sicher, aber ein paar Ecken hätten auch nicht geschadet 3,0

Ze Malibu Kids – Sound It Out (HOUSTON PARTY/INDIGO)

Steven und Jeff McDonald, die beiden Scherzkekse von Redd Kross, haben sich ein anderes Betätigungsfeld gesucht Mit neuer Band machen sie nicht ganz so neuen Rock, jetzt allerdings mit weiblicher Unterstützung. Anna Waronker singt quietsch-naiv, was zu den oft überschwenglichen Synth-Trash-Sounds passt und zu den fröhlichen Melodien. Die Brüder können’s noch besser, etwa bei der putzigen Liebeserklärung „Your Bed“: „You be Doris, 111 be Rock“, heißt es da. Später gibt es eine Hommage an Faith No More,KylieundLee&Nancy und einen Song namens „Fiona Apple„. Die McDonalds sind informiert über Popmusik, und genau deshalb geben sie sich nie mit dem Naheliegenden zufrieden, sondern überraschen einen immer wieder mit abseitigen Ideen. Wie einem Cover von „You’re So Vain“. 3,5

Medication – Prince Valium – (LOKOMOTIVE)

Da haben sich zwei gefunden: Lo gan Mader, ehemals Gitarrist bei Machine Head und Soulfly, und Whitfield Crane, Ex-Sänger von Ugly Kid Joe und Life Of Agony, packten ihre Erfahrungen mit gescheiterten Karrieren zusammen, gingen zu einem spanischen Label und veröffentlichen nun ihr Debüt: Durchschnitts-Hardrock mit anklagendem Gedröhne, das manchmal fast nach Danzig klingt, und wütenden Gitarren. Nicht gerade das, was man heute noch braucht. 2,0

Standstill – Memories Collector (DEFIANCE/ZOMBA)

Wer sagt denn, dass ein Sänger immer den richtigen Tön treffen muss? Bei Standstill passiert das eher selten, aber das stört gar nicht, sondern passt zum dissonanten Sound der einstigen Hardcore-Band aus Barcelona. Inbrünstig und verzweifelt klingt das, oft auch poetisch oder können die einfach nicht richtig englisch? Viele Fragen, viel Spannung. 3,0

The Semitones – Glitch (BUZZVILLE/ZOMBA)

So viel Krach, so wenig vorhersehbar: Da wird viel auf Sub-Biohazard-Niveau gegrölt, in „Disco King“ allerdings ganz inkorrekt Intoleranz gepredigt – und auch die restlichen Statements der Brüsseler sind dank des Pressgesangs schwer zu verdauen, selbst wenn die harmonischen Passagen dann umso überraschender kommen. Der Drummer muss ein Irrer sein oder sehr, sehr böse. „Grooverock“ nennen die Belgier das. Anstrengend ist es auch. 2,0

Magenta – Little Girl Lost (re-pop/nova media)

Wer sowohl Titel wie „Vandalist Virgin“ als auch „Little Girl Lost“ überzeugend singen kann, der muss schon eine besondere Stimme haben. Die Norwegerin Vilde spricht mal fast verschlafen, singt oft schwermütig und bisweilen wird sie auch wütend. Gitarrist Anders Odden hat dazu Lieder entworfen, die von schleppenden Beats leben, aber auch vor fetten Refrains, Pop oder Vocoder nicht zurückschrecken. Das letzte Wort hat freilich Vilde: Sie erzählt von zu vielen Drinks, Medikamenten und Selbstmordgedanken. Kein leichter Stoff. 3,0

Substyle – Out To Lunch (Motor)

Warum müssen die eigentlich Die Happy oder die Emil Bulls supporten? Substyle können doch locker mithalten: fiese Schrubbgitarren und Tempiwechsel, Geigen und Loops, poppige Anfänge und Trommelwirbelabschlüsse — alles da, was eine moderne Metalband braucht 2,5

The Dubliners – 40 Jahre (baycourt/pinorrekk)

Vier Dekaden irischer Fblkpop sind Grund genug, das Schaffen der Barte noch mal ein bisschen anders zu arrangieren und zu feiern. Neue Lieder gibt es obendrein – auch wenn man’s nicht unbedingt hört 3,0

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