Short CutS von Jörn Schlüt

Engineers

Folly Ein paar Monate vorm Longplay-Debüt beweisen die Londoner, dass die vielen Lorbeeren vorweg zu Recht verteilt wurden: Auf“r“o//y“sind fünf langsam drängende, hypnotisch schleichende Traumlieder mit endlos mäandernden Keyboard-Schleifen plus einem gelungenen Cover von Tim Hardins „If I Were A Carpenter“. Wie das alles wummert und schwelgt, lässt einen manchmal an Elbow und Spiritualized denken. (ECHO/ PIAS)4,0

Neal Morse

One Die Geschichte von Neal Morse erinnert an die eines berühmten Kollegen: Wie Kerry Livgren von Kansas, verließ der Multiinstrumentalist und Prog-Rock-Könner die von ihm geführte Band (Spock’s Beard) nach einer Bekehrung zum Christentum. In beiden Oeuvres gibt es Platten, die den Wandel andeuten, und in beiden Fällen waren die besten Tage der verlassenen Band gezählt. Im Gegensatz zu Livgren jedoch scheint Morse nach dem Ausstieg nichts eingebüßt zu haben an Kreativität: Auch Solowerk Nr. 2 steht voll im hochambitionierten Prog-Rock-Saft, komplizierte Lieder und 17-Minuten-Epen inklusive. Yes, Rush, Genesis und eben Kansas, all das zitiert Morse mit recht großer Treffsicherheit, und weil alles schön melodisch ist, kann man sogar bis zum Ende mit.

(INSIDEOUT) 3,0

Moneen

AreWeReallyHappyWith WhoWeAreRightNow? Auch mit Prog-Rock hantiert seltsamerweise das kanadische Punk-Quartett Moneen. Der Form nach eigentlich genau der Emo-Lärm, den ihr Label Vagrant am liebsten unter Vertrag nimmt, endet doch kein Song da, wo er begann. Vielmehr wird zwischendurch immer der Rhythmus vertrackt oder eine Insel eingebaut, bis das Lied nicht bloß ein Statement, sondern eine kleine Reise ist. Da Moneen so nicht der hier sonst üblichen Redundanz anheimfallen, ist man durchaus angenehm überrascht.

(VAGRANT) 3,0

The Spittin‘ Vicars Interstellar Pirates

TheNeedlessWayThe Sun Slowly Disappears „PsychedelischerCrossoverRock und melodischer Space Pop“ schlägt der Beipackzettel als Beschreibung lür diese Platte der hessischen Interstellar Pirates vor, und da kann man sich anschließen. Ein bisschen weniger Riff, ein bisschen mehr Lied, dann wird ein Schuh draus.fWiLAGESLUT) 2,5

Hood

Outside Closer Hood aus Leeds spielen ihren Electro-Folk schluffig und selbstvergessen, auch ein bisschen experimentell psychedelisch. Die Oberflächen sind stimmig inszeniert und frei von allen eindeutigen Verweisen. Aber mehr als Attitüde ist nicht drin. (ROUGH TR ADE) 2,0

Diverse

Alpenpower Edition Für Nordlichter, die alle Dialekte jenseits der Donau ablehnen, ist diese Doppel-CD natürlich nix, auch wenn sie zumindest über Haindlings „Bayern“ lachen können sollten. Außerdem sind hier immerhin die Besten der Alpenregion versammelt: Ambros, Hirsch, Wecker, Polt, von Goisern, STS usw – und das gibt es ja nicht oft: Süddeutschland und Osterreich so friedlich vereint. (BMG) 2,5 The Gospel According To… Sehr altmodische Punkplatte von drei Engländern, deren Wohnsitze in England, Deutschland (Vom Ritchie trommelt auch bei den Toten Hosen) und Holland das gemeinsame Proben schwer machen. Aber viel proben muss man für dieses lustig wippende Drei-Akkorde-Spiel wohl auch ncM.(RADto blast) 2,0

The Je Ne Sais Quoi

We Make Beginnings Einen ganz düsteren, unterbewussten Kellerklang haben sich diese vier Schweden für ihre erste Platte ausgedacht. Garage, No Pop und 60s-Trash sind die Koordinaten für ein eigenwilliges, wüst wildes Album, das einen tief unten packt und so schnell nicht wieder loslassen will. (COALITION) 3,0

und Motels, in denen sich zumeist Tragödien zutragen, Lieben enttäuscht werden und für ein schönes Leben die nötigen Zutaten fehlen.

Auf ihrer fünften Platte jedenfalls steht das Gossenpoetische, Herzzerbrochene so deutlich im Raum, dass Mandell die Schauplätze ihrer Geschichten gar nicht mehr beschreiben muss; sie singt vom Wegfahren und vom grimmigen Duell der Geschlechter, und trotz des ständigen Qose-up ist die Szenerie drum herum aus dem Augenwinkel gut zu erkennen.

Die Musik dazu wird jene zumindest teilweise versöhnen, die sich ob des unverhohlenen Country des letzten Albums, „CountryFor True Lovers“, betrogen fühlten und auf das Wackelige, Schräge der ersten Jahre auf keinen Fall verzichten wollten. Obwohl man nämlich auch ^ifternoon “ wegen der Pedal Steel und der schlichten, oft akustischen Gerüste eine Alterna-Country-Platte nennen könnte (zumal es im Heimstudio von Marc Olson und Victoria Williams entstand), kommt die vielseitige musikalische Identität der Eleni Mandell hier doch schön zusammen. Denn die Chuck E. Weiss-Kumpanin singt mit einer Stimme, in der das trotzig-melancholische Lallen von Lucinda Williams ebenso zu hören ist wie jene seltsame Mixtur aus Nachkriegs-Folklore und jazzigem Croonen, die derzeit etwa Jolie Holland schön kultiviert. Auch das – in der Vergangenheit viel gelobte und gelegentlich preisgekrönte – Songwriting ist zwar traditionalistisch, aber nie ohne Bruch oder gar bloß Standardgemäß.

Dass dem Verständnis der Künstlerin nach die meiste traditionelle Musik der USA ohnehin an der selben Wurzel hängt, hört man auf der beigelegten EP „Maybe, Yes“, einem Selbstversuch mit ganz klassisch geschwungenem Jazz, der fast noch schöner ist als der Longplayer. Was die alles kann! (trocadero) Jörn Schlüter

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