Short Cuts :: von Wolfgang Doebeling

Danny Barnes & Thee Old Codgers – Things I Done Wrong

Nach dem Ende der Bad Livers hat Banjo-Derwisch Barnes erneut ein Trio mit einem Fiddler und einem Bassisten formiert, diesmal nicht in Austin, sondern in Seattle. Gemessen am derben Atavismus der Livers klingt das Codgers-Debüt indes beinahe delikat, die Songs sind ausgereifter, die Arrangements weniger oldtimey, ja stellenweise ekboriert. Piano, Orgel und ein String-Quartett ergänzen das Bluegrass-Instrumentarium. Bill Frisell zupft gekonnt Gitarre, Backing Vbcals schmirgeln, Barnes singt fein ins Reine. Und covert Marc Bolan! Die Originale drehen sich wie gehabt um Armut, harte Arbeit und härtere Schicksalsschläge. Glaubwürdig. (TERMINUS/SMIS) 3,5

Drive-By Truckers – Southern Rock Opera

Der Titel lügt nicht. „Tommy“ in Alabama? So ähnlich, allerdings sind die Helden dieser Country-Rock-Oper weniger holzschnittartig als in Townshends Opus marginalum, widersprüchlichen Die handelnden Figuren: eine konföderiertenflaggeschwenkende Boogie Band und ein Fan, hin- und hergerissen zwischen den musikalischen Traditionen des Südens und ihrer inhärenten Bigotterie. Lynyrd Skynyrd standen offenkundig Pate, die haarigen Gitarrenbreitseiten artikulieren das kongenial Doch lohnt ein genaueres Hinhören der zahlreichen Zwischentöne wegen, die „the duality of the Southern Thing“ subtil auffächern. Der erste Schein trügt. (LOSTHIGHWAY) 3,0

The Black Crowes – Live

Aufgenommen in Amerika, während jener berüchtigten „Tour Of Brotherly Love“ im Schlepptau von Oasis, dokumentiert „Live“ eine Band weit jenseits ihres Zeniths, passagenweise rau und rechtschaffen rockend, doch inwendig ausgebrannt. (V2) 2,0

Delbert McClinton – Room To Breathe

Nichts Neues auf Delberts Neuer, was niemand verdrießen dürfte, die treuen Fans aber erfreuen wird. Soulbluesrock routiniert, mit einer Reihe Highlights. Dem herrlich trägen Swing-Shuffle „The Rub“ etwa, dem noch träger jazzenden „Jungle Room“ oder der Texas-Country-Singalong-Nummer „Lone Star Blues“ im Stile von Gary P. Nunn, für deren Chor 20 illustre Stimmen aufgeboten wurden. Emmylou Harris, Steve Earle, Butch Hancock, Joe Ely, Jimmie Dale Gilmore, Billy Joe Shaver, um nur einige zu nennen. Heraushören kann man allerdings keine davon. Könnte sonstwer sein. (BLUEROSE) 3,0

Patty Griffin – lOOO Kisses

Patty Griffins Geschichte ist nicht untypisch: Folkie aus dem Norden verfällt den sensuelleren Traditionen des Bible Belt, verlegt den Lebensschwerpunkt in eine Gegend südlich der Mason-Dixon-Line und lässt Land und Leute auf die Musik wirken. Ihre neueren Songs zehren nicht zuletzt von dieser Dichotomie, artikulieren sie aber einen Tick zu taktil und vorsichtig. Die Asepsis der Aufnahmen tut ein Übriges. Müssen Küsse auf die Wange gewesen sein. (SANCTUARY) 2,0

Status Quo – Heavy Traffic

Schon klar: der Feind. Deplorabel, diese Boogie-Heinis. Haben die Beach Boys wie Idioten aussehen lassen. Nun, nicht ganz. Einmal haben die Beach Boys freiwillig mitgemacht, zum anderen gab es dumpfen Rock-Populismus schon vor Quo, und zum dritten haben die Dreiriffwunder auch schon respektable Platten gemacht. Ist lange her, aber seit^Pi/e-Ar>cr“hat man sie nicht mehr so engagiert, äh, rocken gehört. „Diggin‘ Butt Bacharach“ ist sogar komisch mit seinen sub-Dylan-Assoziationen. Gönnen wir dem Feind eine Kampfpause. (UNIVERSAL) 2,5

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