Silver Jews – Tanglewood Numbers

Für New York ist David Berman zwar zu bärtig, für Nashville aber zu spleenig. Trotzdem ist er jetzt in die Countrymetropole übergesiedelt, um mal wieder die üblichen Verdächtigen um sich zu versammeln und als Silver Jews eine Platte aufzunehmen. Dabei herausgekommen ist „Tanglewood Numbers“, ein kauziges Album, das zwar verschlafen wirkt, aber hellwach ist.

Lange mußte man auf ein Lebenszeichen des schrägen Kollektivs um den Songwriter, Poeten und Cartoon-Zeichner warten. Die Abstände zwischen den Silver Jews-Alben wurden in den letzten Jahren immer länger: Seit dem Vorgänger „Bright Flight“ sind inzwischen vier Jahre vergangen.

Ein gewisses Phlegma kann und will auch „Tanglewood Numbers“ nicht verleugnen. Obwohl der Eröffnungssong „Punks In The Beerlight“ so tut, als ob er die Bude mit schrägem Gitarrengeschrammel stürmen will, kehrt doch gleich wieder die gewohnte Schluffigkeit ein, die man an den Silver Jews so schätzt. Und so macht sich Berman in „Sometimes A Pony Gets Depressed“ Gedanken darüber, wo Tiere schlafen, wenn der Boden naß ist, philosophiert in „Animal Shapes“ über Träume, Wolken und Gott und gönnt sich wie in“K-Hole“ immer wieder mal Verschnaufpausen im Schnapsladen: „Closed sign swinging in the window of the liquor Store/ Better get inside the kingdom and close the door.“

Neben alten Kumpels wie Stephen Malkmus und Bob Nastanovich greift diesmal erstmals auch Will Oldham Berman unter die Arme, um dessen verschrobene, bildstarke Poesie („Like a brown bird nesting in a texaco sign I got a point of view“) in Songs einzutüten, die immer wieder mit Bluegrass-Gefiedel und Banjos herumalbern.

Solange dabei Meisterwerke wie das siebenminütige „The Farmer’s Hotel“ entstehen – so etwas wie der Indierock-Gegenentwurf zu „Hotel California“ von den Eagles -, darf David Berman ruhig noch eine Weile in Nashville abhängen.

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