Simone White – I Am The Man :: Faszinierender Folk von boden- ständig bis ätherisch-entrückt

Oahu/Hawaii, Seattle. Paris, London, New York. Simone White, inzwischen Wahl-Kalifornierin, hat nach fernsehloser, aber sinnschwerer Kommunenkindheit (mit den Beatles als subversivem Hör-Abenteuer) viele Jahre und viele Orte gebraucht, um ihre Stimme nicht länger verstellen und verstecken zu müssen. Aber sie brauchte dann nur eine Platte zu hören, „Master And Everyone“ von Bonnie Prince Billy, um zu wissen, wer diese Piano-Stimme in Szene setzen soll.

Auf nach Nashville also, wo Mark Nevers als Produzent nicht nur mit Will Oldham, sondern zuletzt auch mit Soul/Gospel-Wiedergängerin Candi Staton den neuen Sound einer alten Musikstadt definiert. Es ist indes kein definitiver Sound, kein immergleicher akustischer Fingerabdruck. Vielmehr findet Nevers immer wieder (ein bisschen) andere Antworten auf die Fragen, die ihm jeweils gestellt werden. Wie gut ihm dies auch wieder mit Simone White gelingt, zeigt gleich zum Auftakt ihre Lesung von „I Didn’t Have Any Summer Romance“. Nevers gibt die Carole-King-Nummer als tiefergelegtes Easy Listening mit Twang-Anbindung zur Wiederentdeckung frei.

Es bleibt das einzige Cover hier, denn für eine Stimme, die sich selbst zu genügen scheint (und natürlich doch die ganze Welt will), hat Simone White die richtigen Songs sonst gleich selbst geschrieben. Dabei ist ihr der Gestus der bodenständigen Folk-Erzählerin („Mary Jane“, „We Used To Stand So Tall“) ebenso nah wie das Ätherisch-Entrückte („Only The Moon“). Wrhite beherrscht das Spielerisch-Intantile („The Beep Beep Song“) und den surrealistischen Sketch („Why Is Your Raincoat Always Crying?“), die romantische Träumerei („Sweetest Love Song“) ebenso wie die tragische Romanze.Auch das Politische jenseits von Predigt und Parolen ist hier gut zu Hause. „Did you ever thmk you livedinside the belly of the beast?“ fragt Simone White auch sich selbst in „The American War“, während sich in „Great Imperialist State“ hinterrücks auch musikalische Dissonanzen einschleichen, zart andeutend, dass diese Frau auch schon mal ihre Sonic Youth-Phase hatte — bevor sie ihre Stimme fand.

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