Sinead O’Connor – Throw Down Your Arms
Sollte nicht eigentlich Schluß sein? Zuletzt hatte Sinead O’Connor ein Album mit irischen Traditionais aufgenommen, und das war als Abgesang angekündigt worden. Man hörte von der Priesterordination in Lourdes, von Rastafari und allerlei Sonderbarem links und rechts eines Lebens, das zumindest von ‚weitem seltsam aussieht, es aber in Wirklichkeit vielleicht gar nicht ist. Papa und die Kinder hätten sie nun aus der Küche ins Aufnahmestudio gejagt, damit sie, so steht’s in den liner notes, „nicht in der Küche verrotte“ – das klingt doch nach ganz normalen Bezügen.
Die Musik zur Herdflucht allerdings ist doch aufs Außerweltliche ausgerichtet: O’Connor hat mit „Throw Down Tour Arms“ ein Album voller Reggae-Klassiker gemacht, die ihr das Leben bedeuteten und für sie seinerzeit „Gott von der Religion befreit“ hätten. Lobpreis für den Löwen von Zion, aufgenommen in Kingston/Jamaika unter der Regie von Sly Dunbar und Robbie Shakepeare, die auf einer beigelegten CD sogar das ganze Repertoire noch mal zum Dub-Mix umarbeiten.
Natürlich kommt einem O’Connor zunächst wie eine Fremde vor; das engelhaft Verklärte, Körperlose scheint nicht passen zu wollen zur intuitiv quirligen Off-Beat-Wippe, hier vertreten durch Werke von Peter Tosh, Bob Marley, Winston Rodney, Lee Perry und anderen. Doch O’Connor hat eine so mächtige Präsenz, daß selbst die artfremdeste Musik sich fügen muß und plötzlich im Licht dieser immer raumgreifenden Stimme leuchtet. Und so betont O’Connor auf „Throw Down Your Arms“ das Spirituelle, Gottvereinte, inhaltlich freilich oft Politische der Originale. Und schafft zu wohl schönen, manchmal aber etwas zu sehr aufs Akkurate bedachten Playbacks eine sanfte, versunkene, mild entrückte Grundstimmung, die sich von Rodneys fast a capella dargebotenem Opener „Jah Nu Dead“ bis zu Marleys „War“ betont gleichförmig hinzieht.
Ich weiß nicht, wie Reggae-Kenner diese Platte finden werden, ob sie vielleicht fehlende Authentizität bemängeln oder O’Connor schlicht die Aufenthaltsgenehmigung im Land der Rastafari entziehen wollen würden. Aus der Warte der irischen Katholikin jedenfalls ist „Throw Down Your Arms“ ein geglückter Freundschaftsbesuch.