Sleaford Mods

English Tapas

Sexy Wut: Die britischen Sozialnörgler sind wieder auf Zinne

Als ein britischer Journalist die besondere Energie der Sleaford Mods neulich mit jener der Ra­mones verglich, schnarrte Jason Williamson, Sänger des Duos: „Besser als John Cooper Clarke oder Ian ­Dury oder irgendein anderer Arsch, den ich nie gehört habe.“ Wenn einen aber ein bassbrummelndes Stück wie „Cuddly“ von diesem vierten Album der Sozialnörgler aus Nottingham nicht an John Cooper ­Clarke erinnert, hat man diesen Paten der britischen Punk-/Spoken-Word-Szene wohl tatsächlich nie gehört. Zwar basiert es auf abstrakten, abgespeckten, bouncigen Clubeats. Aber die harte, unverbaut lokalidiomatische Sprache, die präzise Beobachtung aus gesellschaftlich deutlich positionierter Sicht: So angepisst klingt nur die britische Arbeiter­klasse.

Shoutende Miesepetrigkeit

Fairerweise muss man sagen, dass Cooper Clarke nur selten eine derart coole, der Sturheit des Redens so angemessene musikalische Begleitung hatte, wie Andrew Fearn sie für die Sleaford Mods auch diesmal besorgt. Neues hört man nicht, sie pflöckeln ungerührt elektronisch perkussive, jedes Synthiepops unverdächtige, trockene bis topfige, dabei minimalistische, ab und an punkige Basslines und Beats daher. Aber das Album scheint noch in den, wie „B.H.S.“, ganz gestrippten, repetitiven, perkussiven Stücken produzierter und voller als bisher. Auch insofern kann man wohl die abgespeckte „Word Up!“-Variation „Just Like We Do“ originell finden. Richtig ungewöhnlich ist hier aber nichts – sie können ja durchaus in einem schuffligen, etwas stur synkopierten Gang-Of-Four-Sinne funky sein.

Williamson beherrscht dabei innerhalb des Terrains von Punkpoe­sie bis Mark‑E.-Smith-­Zetern eine kleine Palette von ­Styles: von nasalem Hohn über aufgeregte schlechte Laune bis hin zu shoutender Miesepe­trigkeit, mit der er dann Ausbeutern, Miethaien, Politikern (usw.) die Nase platt drücken kann. Bei all der hageren Grämlichkeit der Atmosphäre und bei dem zweifellos schlechten Gebiss, durch das hier alles gepresst wird, fragt man sich schon, wieso das so sexy und amüsant wirkt. Aber so ist es. (Rough Trade/Beggars)