Sleeper :: Kalifornischer Indie-Rock mit etwas Gerumpel und viel Emphase
Pop, dass es den noch gibt! Ty Segall ist ein Apologet der guten alten Indie-Schule. Einer der immer gleich in mehreren Bands spielt und einem krachigen Album gern mal ein eher leises folgen lässt. Sein Studium der Medienwissenschaft -was sonst? – hat der 26-Jährige inzwischen abgeschlossen, nun bleibt ihm mehr Zeit zum Surfen und Skaten. Denn, hey, hey, hey, wir sind in Orange County, in Kalifornien, da pflegt man andere Hobbys und künstlerische Ausdrucksformen als in Brooklyn.
Entsprechend klingt „Sleeper“. Das rumpelt und kracht oft wie die alten Platten, die Calvin Johnson einst mit den Halo Benders aufgenommen und auf seinem Label K Records veröffentlicht hat. Aber auch zu Sebadoh und eher schrägem Acid-Folk aus den Sechzigern ist es nicht weit. Ein seltsamer Instagram-Filter liegt über den zehn Songs, die überwiegend akustisch und vermutlich auch im Alleingang eingespielt wurden: Ist es 1969 oder 1991? Der Titelsong frisst sich nach ein-oder zweimaligem Hören für alle Ewigkeit im Gedächtnis fest. Sehr zärtlich, sehr emphatisch und sehr, sehr schön. „Sweet C.C.“ hat den lasziven Groove eines alten T.-Rex-Songs – es gibt auf dem Album an andere Stelle auch Bongos.
Überhaupt muss es fantastisch sein, diese Musik an einem nächtlichen kalifornischen Strand zu hören, vor einem knisternden und hell lodernden Lagerfeuer. Dass die Songs von „Sleeper“ in einer Phase der Frustration und des Ärgers entstanden sind hört man fast nie. „Queen Lullabye“, mit seinem dröhnend psychedelischen Outro, wirkt eher ganz weit draußen. Wunderschön traurig und dabei fast wie ein Song der Beatles klingt „She Don’t Care“. Einen besseren Soundtrack zum Unglücklichsein wird es in diesem Monat nicht geben. (Drag City/Rough Trade)