Slut – All We Need Is Silence
Den haben sie verdient: Unlängst wurde Slut der Kunstförderpreis ihrer Heimat Ingolstadt verliehen. Die Laudatio hielt der aus einem Nachbarort stammende Marcus Kavka, und so war für kurze Zeit viel Jugendkultur ins alte Rathaus der kreisfreien Donaustadt eingezogen.
Die Ehrung kommt zur rechten Zeit. Zur Vorbereitung ihres neues, immerhin schon fünften Albums hatte sich das Quintett um Chris Neuburger in ein tschechisches Schullandheim zurückgezogen- ein neues Konzept sollte her, und da markiert ein Preis ja schön den Abschluss des Alten auf der Schwelle zum Neuen.
„Floating lifeless in a void/ Coming doser to the point/ Where ambitions used to sleep“, heißt es im Opener des neuen Albums „All We Need Is Silence“, und das klingt nach Selbstreinigung, Konzentration, Reformation. Tatsächlich ist vieles auf dieser Platte von einem solch eisernen Willen zur Fokussierung geprägt: Anstatt der epischen Breite der vorherigen Alben setzen Slut auf glasklare Arrangements, die unbarmherzig nach vorne rücken, was hier bislang geheimnisvoll im Nebel blieb. Auch Neuburger sitzt beim Singen in der ersten Reihe, von wo er die drahtig pumpenden Songs auf den Punkt zu bringen sucht Nun sind Slut freilich nicht Blackmail; das Schwelgerische, Weite, Yorkesche ist hier musikalisches Grundgefühl von Beginn an, daran ändert auch die neue Härte nichts. Doch wo Slut auf dem Vorgänger „Nothing Will Go Wrong“ rausgeschwommen waren aufs Meer der eigenen Möglichkeiten und das Traumhafte, Ungefähre in viele Richtungen ausgedehnt hatten, ist jetzt bloß noch Ufer.
Und ob diese Bündelung eine gute Idee ist, wird sich erst noch zeigen müssen. Denn vieles auf „All We Need Is Silence“ ist nicht so zwingend und eindeutig wie nötig – gelegentlich scheint’s, als müssten Slut erst noch lernen, die selbst aufgelegte Höhe nun auch wirklich zu überspringen. Aber immerhin: Der Anfang ist gemacht.