Solomon Burke – Nashville

here’s a revival in my soul that’s called Nashville.“ Das klingt nach Kitsch und Klischee, aber Solomon Burke darf so was sagen. Sein erster R&B- und Pop-Hit, anno 1961 für Atlantic, war ja Just Out Of Reach (Of My Two Open Arms)“, ein lupenreiner Country-Tearjerker. 45 Jahre später findet er in Nashville für sein erstes Country-Album zu dem Mann, der mehr Soul hat, als die Music Row-Polizei erlaubt. Was also mag sich Buddy Miller gedacht haben, als Burke in seinem Haus-Studio auflief?

Vielleicht dies: Ich stelle ihn in den Flur, spiele Akustik-Gitarre und tische ihm Tom T Halls „That’s How I Got To Memphis“ auf. Als Warm-up. Es ist faszinierend zu hören, wie Burke nach dem Song (und seiner Country-Rolle) tastet und sucht und ihn dann doch noch ganz anders findet, als ihn Miller schon selbst gefunden hat (auf seinem Klassiker „Tour Love And Othier Lies“). So Cash/Rubin-mäßig, dachte sich Miller dann offenbar, kann es nicht bleiben. Dieser Burke braucht alle möglichen Country-Register, von frisiertem Honky Tonk („Seems Like You’re Gonna Take Me Back“) über das Stones-Riff und die Blues-Harp in „Honey Where’s The Money Gone“ bis zum Frauen-Chor im fatalistischen „Vicious Circle“. Und wenn ich auch Kontrolle, Understatement, die Andeutung mehr als die pure Expressivität der Kirche von ihm will, dann muss ich seine larger than life-Persönlichkeit auch mal so richtig von der Leine lassen. Was hier eine fast tolldreiste Version von Springsteens „Ain’t Got You“ zeitigt. Großes Kino und großes Gelächter am Ende – und man ahnt, warum.

Was hat Buddy Miller noch gedacht? Ich telefoniere jetzt mal ein bisschen rum. „Hey, ich habe Solomon Burke bald hier. Lust, was zu singen, oder einen Song parat?“ So geht es auf der Country-Folk-Gospel-Schiene mit Gillian Welch ganz tief hinunter ins „Valley Of Tears“, mit Patty Griffin und einer Ladung Streicher recht ergreifend „Up The Mountain“. Patty Loveless bietet Burke in „You’re The Kind Of Trouble“ kräftig Paroli, Dolly Parton nimmt ihn mit „Tomorrow Is Forever“ tröstend ans Händchen, besser noch ist ein leichtes, sanft-inniges „We’re Gonna Hold You“ mit Emmylou Harris.

Schließlich hat sich Buddy Miller noch gedacht, ein eigener Song, „Does My Ring Burn Your Finger“, könnte auch nicht schaden. Würde dem Album aber

auch kaum fehlen. Was auf den Schlusspunkt von „Nashville“ nicht zutrifft. Da entschwebt Solomon Burke so gelassen wie gefasst im 70s’Standard „Til I Get Right“, von Pedal-Steel-Schluchzem und Streichern wundervollst umgarnt.

So geht der selbsternannte King Of Rock And Soul doch noch als King Of Broken Hearts durchs Ziel. Vielleicht schickt George Jones einen Strauß Rosen rüber.

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