Son Volt – Wide Swing Tremolo

Es ist schon ein Kreuz mit dem verdammten C-Wort. Entweder, so Jay Farrar, wurden sie gleich zu Bannerträgern des „alt-country“ gekürt. Oder ebenso radikal geringgeschätzt. Also bellt der Son Volt-Chef zum Auftakt von „Wide Swing Tremolo“ durch einen alten Röhren-Amp, eine wilde Harp aus der Vorhölle macht in Blues-Rock. Und das Tremolo? Es bratzt einfach los. Und zwar gewaltig. „Straightface“, der erste Song des dritten Band-Albums, funktioniert als Abgrenzungsmanöver, kann und sollte aber nicht vom wesentlichen ablenken.

Denn in den fblgenen 13 Songs (2 Instrumental-Interludes inklusive) verfeinert das Quartett ein Americana-Amalgam, das sich – auch wenn die Byrds mal kräftig durchklingeln – längst souverän im eigenen Kreise dreht. Die Rocker schwingen leicht und gelöst, und ein ganzer Packen formidabler Balladen – immer schon die eigentliche Domäne des introvertierten Melodie-Magiers Farrar – nehmen sich alle Zeit, alle Räume, alle Freiheiten

vergleichsweise erschwinglicher Übungsraumsessions. Dagegen war „Trace“, das 95er Debüt, ein unbehauener Klotz. Ein US-Kollege dieses Magazins notierte einst, Farrar könne „Sugar Cougar“ singen, er würde immer noch tragisch klingen. Wie gut klingen da erst Zeilen wie „Fm going downtown in a dead man’s dothes“! Farrar ist ein Musterbeispiel für einen Sänger, der ein Minimum an Möglichkeiten in ein Maximum an Ausdruck verwandelt War „Stmightavays“ 1997 noch schwer gezeichnet von Verlust und Verfall, so keimt hier durchaus milder Optimismus. Farrar entdeckt die Werte wieder, die etwas anderen, auch eine gewisse, nun ja, Leichtigkeit des Seins. Exemplarisch der Epilog. „Way Down Watson“ war ein Abgesang bar aller Illusion. Hier gibt sich Farrar der „Blind Hope“ hin. Die ist zwar nicht minder fatalistisch. Doch kann die Musik lügen? Der Drum-Loop (!) federt, die Gitarren-Figur ist so allerliebst wie aufreizend. Und das Tremolo? Es swingt!

Doch noch: into the great wide oben. 4,0

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