Sonic Youth – NYC Ghosts & Flowers :: Musik aus dem Museum für moderne Kunst: SY experimentieren

Als Sonic Youth vor etwa einer Dekade halfen, Grunge und Alternative aus der Wiege zu heben, hatte die Welt kurz Ohren zu hören. Im großen Ansturm von Nirvana fanden auch Sonic Youth Gefallen am eng geschnürten Korsett des Pop-Liedes, mischten für eine Weile mit in dem von ihnen angezettelten Aufruhr und fanden dank des von den eigenen Zöglingen bereiteten Weges Gehör bei einem großen Publikum.

Ein Zwischenspiel, mehr nicht: Im Kern waren Sonic Youth natürlich nie zu Hause in den großen Gesten, verhalfen der neuen Rockmusik nur zu ihren Kleidern, um sich dann schnell wieder zurückzuziehen in die deutlich unwegsameren Randgänge ihres künstlerischen Heims im New Yorker Untergrund, von wo sie einst ihre eigene Revolution gestartet hatten.

Eine Revolution, die freilich längst ihre Kinder entlassen hat und deren Protagonisten sich im Errungenen bequem niedergelassen haben. Sonic Youth sind die Avantgarde von gestern, eine neue ist nicht in Sicht. „NYC Ghosts & Flowers“, nach einigen Veröffentlichungen auf dem Band-eigenen experimentellen Label SYR das erste reguläre Album seit tr A Thousand Leaves“, setzt weiterhin auf besonnene Intensität. Man mag sich nicht mehr allzu sehr echauffieren, muss mit den Jahren zu adäquatem Gestus finden und bei sich selbst bleiben – der drohenden Berufsjugendlichkeit sind Sonic Youth so jedenfalls entkommen.

Auf „NYC…“ ist Liedgut im herkömmlichen Sinn noch mehr als bisher Mangelware, alles wabert irgendwie vor sich hin im kontrollierten Experiment, das Ringen um den Moment ist wichtiger als das sichere Gerüst Heraus kommt Musik wie aus dem Museum für moderne Kunst, Exponate aus einem entlegenen Kosmos, in dem Moore, Gordon, Ranaldo und Shelley das Leben bedenken. Es ist wohl der Integrität der Akteure zu verdanken, das manche überlange Klangassoziation nicht zum Anachronismus verkommt: Schon der Opener „Free City Rhymes“ berührt und beruhigt trotz des hohen Abstraktionsniveaus. Thurston Moore wispert wenige Sätze, die wie ein Echolot ins Ewige greifen, die Gitarren produzieren ein ätherisches Rauschen und kontrollieren den karthatischen Krach ebenso wie die beinahe träumerische Stille.

Not much youth, not much Sonic.

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