Sons & Daughters :: Mehr Pop, weniger Roots, aber immer noch wunderbar störrisch

Kein Mensch würde heim Hören von Sons & Daughters aus Glasgow heute noch auf die Idee kommen, diese Band hätte irgendein Interesse an Folk oder Country. Hat sie aber. Wir wissen das von ihren ersten Werken, in denen es nicht nur einen Song namens Johnny Cash“ gab, sondern überhaupt einen starken Roots-Zug, etwas Keltisches, die Mandoline, die auf diesem zweiten Album nur noch ein einziges Mal leicht hörbar auftaucht. Und eben das Grundgefühl, als ob hier Wölfe in der Großstadt gestrandet sind, die einen gehörigen Grad ihrer sinistren Bissigkeit auch der Tatsache verdanken, dass sie sich bestens an die alten Riten und Geschichten erinnern.

Wenn sich hier, im Titelsong, Sängerin Adele Bethel und Sänger Scott Patterson – die Band ist ein halb weiblich-männliches Quartett – im Duett gegenseitig wölfisch anjaulen, könnte das noch als Spur der früheren Highland-Einflüsse durchgehen. Derartige A-Huu-Gesänge hat die Popgeschichte aber auch umgedeutet, zur Artikulation von Teenager-Träumen und Eisdielen-Fantasmen – und daran erinnern Sons & Daughters dieses Mal weit mehr, an den schönen, verzweifelten Pop-Bop der Fünfziger und Sechziger, an die Garagen-Transformationen, die die Unschuldsmusik in der New-Wave-Zeit durchlaufen hat, bei Blondie und vielen anderen female-fronted bands.

Ex-Suede-Gitarrist Bernard Butler hat die Platte produziert, hat die Gruppe angeblich dazu angehalten, ihre Songs mal poppiger zu machen. Das Tolle ist, dass Sons & Daughters ihre Störrisch- und Vorderzähnigkeit dadurch nicht verlieren, dass ihre Musik streng und roh bleibt und Sängerin Adele sich immer noch so anhört, als wolle sie einem gleich mit ausgestreckter Würgehand entgegenspringen. Ein Ba-ba-ba, bei dem man sich kaum sicher fühlt.

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