SONYA HUNTER – Headlights & Other Constellations :: MOLL/EFA

Die hat Wort gehalten. Mit dem schönen Versprechen „I’ll just play“ beschloß Sonya Hunter 1993 ihr zweites Album „Geography“, wohl vorahnend, daß die Trend-Karawane schnell weiterziehen würde. So kam es denn auch. Wer mag sich heute noch zu leidenschaftlicher „Neo-Folk“-Rede aufschwingen?

Doch schon damals, als die Hipster ein neues Spielzeug entdeckten, das dann schnell wieder in der Ecke lag, stand die Frau aus San Francisco eher in der zweiten Reihe. Gewiß war und ist auch Hunter „glad I’m a girl“. Doch ihre Erscheinung war nie grell, ihre Songs waren nie plakativ genug, um an vorderster Front des Medien- und Finneninteresses mitmischen zu können. Was es jetzt vielleicht sogar einfacher macht, einfach so weiterzumachen, weil nicht gar so viele Hoffnungen genährt wurden. Was unweigerlich zu der Zwischenfrage fuhren muß: Wo ist eigentlich Penelope Houston abgeblieben?

„Headlights & Other Constellations“ setzt mit filigran arrangierten, wundersam verschlungenen Songs den Kurs des letzten Albums „Peasant Pie“ (1995) prinzipiell fort, verkneift sich aber dessen fast „rockige“ Einwürfe. Um diverse Gitarren im Zentrum kreisen – behutsam plaziert – Instrumente wie Orgel, Cornet, E-Piano, Tenor-Saxophon und Trombone. Die nötige Bodenhaftung holt sich Hunter diesmal bei der Kollegin Lucinda Williams, deren „Happy Woman Blues“ ihr gut zu Gesicht steht.

Darüber hinaus steht sie rythmisch wie melodisch souverän über der Einheitskost des Songwriter-Gewerbes. Was ein bißchen, allerdings gewiß gut belohntes „Einhören“ erfordert. Ihre Texte sind kleine, poetisch verdichtete Schnappschüsse des Alltags, die natürlich Liebesdinge in diversen Konstellationen verhandeln, vom sanft-verzweifelten „Just Good Music“ zum ohnmächtigen „Know You Want Me“. Aber auch Zufallsbekanntschaften („Went Her Way“) und Konsumparadiese („Shiny Escalator“) hat sie auf dem Zettel. Und abschließend steht dort eine Ode ans Fahrradfahren („Bicycle“).

Ihre samten-klare, aber nie ätherisch-verhuschte Stimme läßt Hunter mal kraftvoll vibrieren, dann sanft und träge einfach klingen und nachhallen. Im karibisch-lässigen „My Heart Breaks“ beweist sie trotzig Steherinnenqualitäten: „I want dancin‘ shoes while I’m singing the blues, I will swing on this pain til it heals.“

Mal sehen also, ob Sonya Hunter auch diesmal wieder ihr Wort hält.

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