Spearmint – Paris In A Bottle

Ach, es wurde ja auch wirklich langsam Zeit, dass der notorische Muffelromantiker Shirley Lee mal wieder ein paar seiner verschmitzt-depressiven Beobachtungen vertont. Erst neulich hörte ich ihn in dem Song „Giving It Away“ (aus „Missing Days“, 2004) nutzlos gewordene Gegenstände aufzählen („Spices I never cook with“), die seine Wohnung sinnlos verstopften. War ihm ein Dorn im Auge, der Kram. Hat ihn dann beseitigt, aber besser geworden ist dadurch natürlich nichts. Ein Blick ins Booklet genügt übrigens auch diesmal: „This album is about being in your late twenties und not having a clue what you are doing with your life.“

Doch natürlich ist „Paris In A Bottle“ auch wieder eines dieser Lee’schen Konzept-Alben: Es geht im Kern um vier fremde Menschen, die vor elf Jahren eine Nacht in Paris miteinander verbrachten. Und das, was danach so passierte. Bitte selbst nachhören, große Kunst, es lohnt also, doch wir müssen an dieser Stelle auf diese unfassbaren Pop-Songs hinweisen: „Psycho Magnet“ ist der definitive Floorstomper für die Disco 3000, „My Girlfriend Is A Killer“ mindestens Lees Meisterstück. Das wunderbare „What’s Wrong With Breaking Up Anyway?“, der Hit „Leave Me Alone“. Die ausgetüftelte Album-Einführung „First Time Music“, der karge, rührende Abschluss „Saturday Rain“.

Und deshalb: Kaufen Sie dieses großartige Album dieses großartigen Geschichtenerzählers. Honorieren Sie die textliche wie musikalische Grandezza. Haben Sie im Hinterkopf, dass sich das alles wie bei dem anderen großen Fantasten Neil Hannon kaum verkaufen wird. Weiß der Teufel, wieso. Und erzählen Sie es deshalb allen weiter, wenn Sie sich mit leuchtenden Augen gewundert haben. English heart, Northern soul.

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