Stephen Jones – Almost Cured Of Sadness :: Sanctuary

Sollte es die typischen, strikt britischen Abendunterhaltungen in verrauchten Club-Kneipen noch geben, singen dort auch heute noch blasswangige Mädchen „You’re Gorgeous“ und meinen wieder jemand anderen. Zu Zeiten seines bislang einzigen kapitalen Hits nannte sich Stephen Jones noch Babybird. „Put the car in reverse and come back to me“ litt er in „Back Together“ vom großspurigen, erfolglos gebliebenen „There’s Something Going On“ beinahe Höllenqualen. Hymnen, mit denen er immer öfter der Grandezza seines Ideals, dem unergründlichen Scott Walker, nacheiferte.

Nun soll der größte Schmerz des ambitionierten Liedschreibers überwunden sein: „Almost Cured Of Sadness“, oder, wie E von den Eels sich vermutlich trösten würde: „The Medication Is Wearing Off“. Das bisschen Glück in der Trostlosigkeit gönnen wir Jones, solange die neugewonnene Lebenslust nicht zu einer Verirrung wie damals die „Simple Pleasures“ der Tindersticks fuhrt. Eines jedenfalls ist sicher: Stephen Jones spinnt. Sein Entzücken auf „Almost Cured Of Sadness“ ist das Glücksgefühl eines Säuglings, und die diesmal gleich 19 Miniaturen sind kleine Teile eines nicht ganz herkömmlichen Baukastens.

Bevor Jones nach einem Drittel der Platte im Titelstück seine Stimme wiederfindet, quäkt er wie Thom Yorke nach Einnahme mehrerer Heliumballons. Das alles ist nicht mehr daseinsschwer, aber putzig. Auch die verblüffenden Samples und die Jazz- und Hip-Hop-Versatzstücke, die in spielerischer Beck-Manier eingebaut werden, sind als Pluspunkte zu werten – den Puristen werden sie dennoch nicht schmecken. „Sitting In My Graveyard“ und „Jesus Freaks And Candy Asses“ heißen zwei der Tracks, und sie klingen nach Irrenhaus. Stephen Jones und die neue Seltsamkeit. Komischer Typ.

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